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Auch ein Stier kann das Meer mit ganzem Herzen lieben

Rahden -

Das Meer ist näher, als man in Rahden und Umgebung vielleicht glaubt – zumindest, wenn mit Hans-Martin Stier ein passionierter Fan von Freiheit, Wolken, Wind und Wellen mit seinem Programm „60.000 Seemeilen Geschichten und Musik“ ins nördlichste Westfalen kommt.

Das Meer ist näher, als man in Rahden und Umgebung vielleicht glaubt – zumindest, wenn mit Hans-Martin Stier ein passionierter Fan von Freiheit, Wolken, Wind und Wellen mit seinem Programm „60.000 Seemeilen Geschichten und Musik“ ins nördlichste Westfalen kommt. Die Befürchtungen des bekannten Schauspielers und Sänger, dass sein vom Rahdener Kulturverein Kul-Tür voranstaltetes Konzert mit seiner „Stier Shipping Company“ angesichts des hochsommerlichen Wetters im Ulmenhof in Stelle vor leeren Stühlen stattfinden würde, erfüllten sich nicht. Nur wenige Plätze blieben frei – trotzdem schade angesichts eines abwechslungsreichen Angebotes an Musik und Geschichten des höchst engagierten vierköpfigen Ensembles auf der kleinen Bühne.

Stier, der selbst sechs Jahre zur See fuhr, nahm sein Publikum mit in eine Zeit der Seefahrt, die schon immer hart war, in den 1960er Jahren aber noch von Schauerleuten, Stauern, Tallymännern und Kapitänen geprägt war, die offenbar „gern mal einen nahmen – auch „im Dienst“; in der Waren nicht in riesigen Containern transportiert wurden, sondern in Säcken, Kisten und Ballen; in der es auf Frachtschiffen nach Kaffee roch und faulen Bananen.

Hier gibt's eine kleine musikalische Kostprobe des Konzertes

Die Zuhörer erlebten mit, wie es die Seeleute nach langem Törn an Land krachen ließen und wurden „Zeuge“ der Liebe auf den ersten Blick des Decksjungen. Sie lauschten atemlos seinem Bericht von brachialer Polizeigewalt bei einer Demonstration 1968 in Chicago. Sie zitterten mit ihm bei den Geschichten über Fast-Katastrophen am Kap der guten Hoffnung und in der Straße von Malakka, einer Meerenge zwischen Malaysia und Sumatra. Und sie begleiteten ihn – damals als Steuermann – auf der „SS Outlaw“, in den1980er Jahren das einzige deutsche Segelschiff, das Sozialarbeit auf See anbot – von dem Jugendliche aus dem Knast, geschlossenen oder offenen Einrichtungen profitierten.

Mit Gestik, Mimik und seinem unverwechselbaren Stimmvolumen zog Hans-Martin Stier das Publikum in seinen Bann, bereichert durch eine geschickte und fantasievolle Songmischung. Blues gehörte ebenso dazu wie deutsche Seemannslieder, Folk wie das allseits bekannten„Whisky in the Jar“ und der Rock „Honky Tonk Woman“ – und ganz zum Schluss der Hans-Albers-Klassiker „La Paloma“, zu dem natürlich alles schunkelte.

Kul-Tür-Vorsitzende Monika Büntemeyer sprach wohl allen Zuschauern aus dem Herzen, als sie Hans-Martin Stier sowie seinen Musikern Thom Brill, Stefan Kaspring und Thomas Lensing für einen tollen Abend dankte und ihnen zur Erinnerung einen Kul-Tür-Kaffeebecher überreichte. Stier lobte das „wirklich nette“ Publikum und bat nachdrücklich: „Wenn Ihr was für Umwelt und Meer tun wollt, verzichtet auf Plastikstrohhalme und Plastiktüten. Die Meere sind schon voll genug damit!“


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