Zwischen Freiheit und Verantwortung
Lübbecke -
Mopedautos liegen im Trend – doch sie bringen auch neue Herausforderungen im Straßenverkehr mit sich. Bildquelle: TNM / Adobe Stock / Ceballos / generiert mit KI
Mopedautos liegen im Trend – vor allem bei Jugendlichen. Die kompakten Leichtfahrzeuge ermöglichen bereits ab 15 Jahren eine neue Form der Mobilität: geschützt vor Wind und Wetter, mit überschaubaren Betriebskosten und ohne Pkw-Führerschein. Doch mit der neuen Freiheit gehen auch Regeln und Pflichten für die Sicherheit aller einher.
Laut Gesamtverband der Versicherungswirtschaft (GDV) waren 2023 rund 23.000 dieser Fahrzeuge haftpflichtversichert auf unseren Straßen unterwegs. Noch sind es vergleichsweise wenige – aber ihre Zahl steigt. Und mit dem Trend wachsen die Fragen: Was gilt im Alltag? Wie sicher sind die Mikroautos? Und worauf sollten Halterinnen und Halter achten? Jochen Bösch, Leiter der TÜV NORD Station Lübbecke, ordnet ein: „Mopedautos sind keine Spielzeuge, sondern ernstzunehmende Fahrzeuge. Wer damit unterwegs ist, trägt Verantwortung – für sich und andere.“
Was ist ein Mopedauto – und wer darf es fahren?
Mopedautos gehören wie Mopeds zur Fahrzeugklasse L6e: Sie sind auf zwei Personen ausgelegt, erreichen eine Höchstgeschwindigkeit von 45 km/h und dürfen maximal 425 Kilogramm Leergewicht aufweisen. Bei Verbrennungsmotoren ist der Hubraum auf 50 cm³ begrenzt. Die elektrische Motorleistung ist auf 6 kW begrenzt, was ungefähr 8 PS entspricht. Vorgeschrieben sind eine Betriebserlaubnis und ein Versicherungskennzeichen, eine Hauptuntersuchung wie beim Pkw entfällt.
Schon 15-Jährige dürfen die Fahrzeuge mit einem Führerschein der Klasse AM fahren. „Für viele Jugendliche ist das der erste Schritt in die selbstständige Mobilität“, sagt der TÜV-Experte. „Gerade im Alltag kann das neue Möglichkeiten eröffnen, ob für den Weg zur Schule oder zur Ausbildung.“ Auf Autobahnen oder Kraftfahrstraßen sind Leichtfahrzeugen allerdings nicht erlaubt, da dort eine Mindestgeschwindigkeit von 60 km/h gilt. Für längere oder schnellere Strecken sind die Mikroautos daher nur bedingt geeignet.
Wie sicher sind Mopedautos – und worauf kommt es an?
Mopedautos unterliegen nicht denselben Sicherheitsstandards wie Pkw. Sie müssen weder Crashtests durchlaufen noch mit modernen Assistenzsystemen ausgestattet sein. Airbags, ABS oder ESP sind ebenso wenig vorgeschrieben wie Notbrems- oder Spurhaltesysteme. Alle Modelle verfügen jedoch über Sicherheitsgurte, viele auch über einfache Fahrgastzellen. Bei einem Unfall mit einem größeren Fahrzeug sind die Insassinnen und Insassen der Mikroautos trotzdem klar im Nachteil – allein wegen Gewicht und Bauweise.
Zusätzlich kommt es häufig zu Fehleinschätzungen anderer Verkehrsteilnehmenden. „Oft erkennen sie nicht, dass es sich um ein Leichtfahrzeug handelt und überschätzen die Geschwindigkeit“, warnt Bösch. „Gerade auf Landstraßen kann das beim Überholen gefährlich werden, besonders bei schlechter Sicht oder in der Dämmerung.“ Seine Tipps für eine sichere Fahrt auf Landstraßen:
- Möglichst weit rechts fahren
- Den 45 km/h-Aufkleber gut sichtbar am Heck anbringen
- Immer mit Fehleinschätzungen anderer rechnen
Technik und Wartung – was wichtig ist
Auch wenn Mopedautos keine HU-Pflicht haben: Ihr technischer Zustand ist entscheidend für die Verkehrssicherheit. Bremsen, Beleuchtung, Reifen und Lenkung sollten regelmäßig geprüft werden; idealerweise durch eine Fachwerkstatt. „TÜV NORD bietet außerdem freiwillige Sicherheitschecks für Leichtkraftfahrzeuge an“, erklärt der Stationsleiter. „Wir prüfen unter anderem Bremswirkung, Lichtanlage und Reifenprofil – und erkennen auch, ob akute Mängel vorliegen.“ Hinweis: „Bei der Terminvereinbarung bitte angeben, dass es sich um ein Mopedauto handelt.“
Kein vollwertiger Pkw – aber sicherer als ein Moped
Mopedautos bieten mehr Schutz als motorisierte Zweiräder: geschlossene Karosserie, keine Sturzgefahr, keine direkte Witterungseinwirkung. Dennoch bleibt der Insassenschutz deutlich hinter dem eines Autos zurück. Bösch abschließend: „Wer sich für ein solches Fahrzeug entscheidet oder es seinem Kind überlässt, sollte die Unterschiede kennen und das eigene Verhalten entsprechend anpassen.“