Strom vom Rathausdach
Lübbecke -
Sonniges Plätzchen: Das Dach des Lübbecker Rathauses drängt sich als Fläche zur Solarstromerzeugung geradezu auf. Ab sofort läuft hier der Stromzähler zwar nicht rückwärts, aber deutlich langsamer als zuvor. Foto: ws+f GmbH/Stadt Lübbecke
Alles Gute kommt von oben, heißt es. Und da ist etwas Wahres dran, mindestens mit Blick auf die Energie, die die Sonne gleichsam frei Haus liefert. Um die zu nutzen, wurde auf dem Dach des Verwaltungsgebäudes eine Photovoltaikanlage mit einer Nennleistung von 30 kWp („Kilowatt-Peak“) installiert, die ab sofort mehr als ein Viertel des Bedarfs durch selbst produzierten Strom decken soll. Um den wirtschaftlich wie ökologisch besonders vorteilhaften Eigenverbrauch zu optimieren, wurde zudem eine Hochvolt-Speicheranlage mit einer Kapazität von 10 Kilowattstunden eingebunden.
Ausgeführt wurden die Arbeiten vom renommierten Solar-Technologieunternehmen Wewers Schemmer und Frank (ws+f) aus Detmold. Die investiven Kosten belaufen sich auf rund 40.000 Euro, sollen sich voraussichtlich binnen fünf bis acht Jahren amortisiert haben und über einen Zeitraum von 20 Jahren eine Kapitalrendite von rund 12 Prozent erzielen. Die berechnete Emissionsvermeidung beträgt rund 16.200 Kilogramm CO2 pro Jahr.
Das Rathausdach mag eine symbolisch besonders prominente Fläche für PV-Nutzung sein, aus Sicht der Stadt Lübbecke ist sie nur eine von vielen. Schrittweise sollen sämtliche dafür geeignete Dachflächen auf städtischen Objekten mit Solaranlagen ausgerüstet werden. Grundlage hierfür ist eine Machbarkeitsstudie aus dem Herbst 2022, die alle Standorte auf ihr jeweiliges PV-Potential untersucht und priorisiert hat. Die Skalierung der Anlagen erfolgt auf Basis der ermittelten Lastprofile sowie des Energiebedarfs weiterer Verbraucher. Ihre Auslegung in Bezug auf Größe, Himmelsrichtung, Neigung, Anzahl der Wechselrichter und deren Netzanbindung folgt wirtschaftlichen Erwägungen. Für jeden Standort individuell wurde deshalb auch die Einbindung eines Speichersystems geprüft.
Nach einem entsprechenden Ratsbeschluss werden die so ermittelten Objekte der Prioritätsstufen eins und zwei („großes“ beziehungsweise „wirtschaftliches Potential vorhanden“) in den nächsten Jahren unter Ausnutzung der jeweils aktuellen Förderkulissen und unter Berücksichtigung der baulichen und steuerlichen Maßgaben sukzessive abgearbeitet. Die Projektierung und Umsetzung liegt in Händen des städtischen Klimamanagers Jan-Henrik Niemeyer.
Bereits mit PV-Anlagen geplant und umgesetzt wurden der Baubetriebshof und die Betriebsgebäude des Freibads in Gehlenbeck. Außerhalb der Studie bekam zudem die Stadtschule eine Anlage mit einer Nennleistung von 57,4 kWP sowie einem 73 kWh-Speicher, die Emissionen in einer Größenordnung von 25 Tonnen CO2 pro Jahr einsparen soll. Auch die Pläne für den Ersatzneubau der Grundschule Blasheim sehen eine solche Ausstattung vor, ebenso wie die Überlegungen mit Blick auf mögliche weitere Baumaßnahmen im Rahmen des „Masterplans Grundschule“.
Aktuell projektiert sind die Grundschulen Regenbogen und Im Kleinen Feld sowie eine als Flüchtlingsunterkunft genutzte Immobilie in Nettelstedt. Die Liste umfasst darüber hinaus weitere Schulen, Sporthallen, städtische Unterkünfte sowie Feuerwehrgerätehäuser. Die mit 99 kWp leistungsfähigste Anlage soll auf dem Wittekind-Gymnasium entstehen und allein mit annähernd 85.000 Kilowattstunden mehr als die Hälfte des aktuellen jährlichen Strombedarfs erzeugen sowie rund 50,5 Tonnen CO2-Emissionen einsparen.
Die Gesamt-Nennleistung aller geplanten PV-Nachrüstungen (ohne Baubetriebshof, Freibad, Grundschule Blasheim und Stadtschule) beträgt rund 380 kWp, das CO2-Einsparvolumen rund 214,5 Tonnen jährlich. Nach Abzug der Investition sowie laufender Kosten wie Wartung und Versicherung soll den Bürgerinnen und Bürgern über einen Zeitraum von 20 Jahren eine Energiekostenersparnis von rund 786.000 Euro bleiben.
„Für uns ist wichtig, dass die Investition in einem vernünftigen Verhältnis zum gewünschten Effekt steht“, sagt Jan-Henrik Niemeyer. Die Klimaschutzbemühungen der Stadt Lübbecke zielten deshalb hauptsächlich auf die verschiedenen Aspekte des Energiesparens, sowohl Versorgung als auch Verbrauche. Dort lägen die größten und zugleich am leichtesten zu hebenden Potentiale, so der Lübbecker Klimamanager. Niemeyer: „Der beste Klimaschutz ist der, der messbare Ergebnisse erzielt und idealerweise auch noch Steuergeld spart.“