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Nach den Flüchtlingen ist vor Asylbewerbern

Lübbecke -

Wenn am 30. April 2016 die letzten Flüchtlinge die Notunterkunft in der ehemaligen Jahn-Realschule in Lübbecke verlassen haben, weil die Einrichtung für diese Funktion geschlossen wird, steht die Stadt vor neuen Herausforderungen. Denn: Statt wie im Herbst 2015 kurzfristig viele Flüchtlinge unterbringen zu müssen, brauchen in absehbarer Zeit in geschätzt etwa gleicher Zahl zugewiesene Asylbewerber Wohnraum. Dafür genügen aber nicht mehr große Gemeinschaftssäle in einer Notunterkunft - jetzt werden richtige Wohnungen benötigt. 

Wenn am 30. April 2016 die letzten Flüchtlinge die Notunterkunft in der ehemaligen Jahn-Realschule in Lübbecke verlassen haben, steht die Stadt vor neuen Herausforderungen.

Am Dienstagabend nannte Bürgermeister Frank Haberbosch bei einer Informationsversammlung in der Stadthalle zahlreichen interessierten Zuhörern entsprechende Zahlen. Danach rechnet die Stadt Lübbecke bis Ende 2016 mit rund 575 Asylbewerbern, denen man ein "Dach über dem Kopf" anbieten muss. Nach seinen Worten stellt sich die Situation wie folgt dar: 

  • Derzeit hat die Stadt Lübbecke bereits 175 Asylbewerber in Wohnungen untergebracht
  • 160 Plätze hat sich die Stadt auf dem Mietwohnungsmarkt gesichert
  • 70 Plätze können in zwei neu zu bauenden Wohnhäusern auf städtischen Grundstücken an der Hermannstraße und der Husener Straße in etwa sechs Monaten geschaffen werden
  • 150 Plätze können in der ehemaligen Notunterkunft Jahn-Realschule durch Umgestaltungsmaßnahmen geschaffen werden
  • 20 Plätze können im Bedarfsfall kurzfristig mit "Einfachstbauten" auf einem Areal an der Roten Mühle in Lübbecke geschaffen werden. 

Mit dem Bau der zwei Wohnhäuser könne man beginnen, sobald die Finanzierung gesichert sei und die Genehmigungen vorliegen. 

Haberbosch wie auch der Moderator des Abends, Pastor Eckhard Struckmeier, betonten, dass die Situation für Asylbewerber keine Wellnessoase oder gar Luxus sei. "Aber wir halten uns an die gesetzlichen Vorgaben für die Unterbringung der Menschen", sagte der Bürgermeister. 

Angesichts der völlig unklaren Zuweisungssituation könne man auch noch überhaupt nichts sagen zur möglichen zukünftigen Nutzung der ehemaligen Jahn-Realschule. Ziel sei, sie so schnell wie möglich komplett frei zu bekommen. Ob sie danach wieder für den Schulbetrieb genutzt werden soll, hängt von der Schulentwicklungsplanung ab, die bis Ende 2016 wegen der Asylsituation "auf Eis gelegt ist“. 

In jedem Fall wird die Stadt alle Prognosen mit harten Zahlen permanent anpassen und bei der Planung flexibel reagieren. Ziel aller Bemühungen sei eine dezentrale Unterbringung, eine Belegung von Sporthalle werden überhaupt nicht in Betracht gezogen. »Wir werden die Herausforderungen zur Unterbringung von Flüchtlinge gemeinsam annehmen«, war der mit Beifall quittierte Schlusssatz des Bürgermeisters.

Rückblick und Bilanz

Zuvor hatte Stefanie Brandt, Personalleiterin der Diakonie Stiftung Salem in Minden, für die Betreuung der Flüchtlings-Notunterkunft in Lübbecke zuständig, eine überaus positive Bilanz seit Beginn der Belegung im September 2015 gezogen. Bis zum jetzigen Zeitpunkt habe man mehr als 1000 Menschen in der Notunterkunft Lübbecke betreut - 339 Frauen, 689 Männer und 324 Kinder. „Zeitweise hatten wir den Ruf als familienfreundlichste Unterkunft in NRW“, sagte sie. Man habe unglaublich viel Unterstützung erfahren durch freiwillige Helfer, Institutionen und aus der Nachbarschaft der Einrichtung. 

Von Babys bis zum Alter von etwa 70 Jahren seien Menschen angekommen aus manchmal bis zu zehn unterschiedlichen Ländern. „Dass das nicht immer reibungslos geht, ist klar; es gab auch Streit und Ärger, der verständlich ist auf so engem Raum. Aber die Befürchtungen in Sachen Sicherheit aus der Anfangsphase haben sich nicht bestätigt“, betonte Stefanie Brandt. Es habe alles meist wunderbar geklappt. „Was die Menschen eben brauchen, ist Zuwendung, und die haben sie in Lübbecke auch bekommen - insbesondere mit Hilfe der Einrichtungsleiterin Elke Entgelmeier“, sagte die Personalleiterin - was die Zuhörer mit Beifall belohnten.

Und man habe mit den Flüchtlingen viel erlebt, durch sie eine andere Welt, andere Kulturen kennengelernt. Es gab Geburten, es gab eine Hochzeit und Scheidung - „und das sogar vom gleichen Paar“.

Ganz viele Flüchtlinge seien sehr lernwillig; sie hätten schnell die Bedeutung der Sprache erkannt. Gerade den Kindern falle dies sehr leicht: „Die haben sich nach der Schulzeit dann sogar selbst unterrichtet.“

Rolf Kleffmann, Leiter des Dezernates Bürgerdienste bei der Stadt Lübbecke, zeigte sich froh darüber, dass sich die Gemüter nach der - verständlichen - Aufregung über die schnelle Schließung und Umnutzung der Jahn-Realschule beruhigt hätten. Die Anpassung sei gelungen, es gebe keine weiteren Wünsche oder Forderungen von Schülern und Lehrern.

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