• Lübbecke
  • Espelkamp
  • Rahden
  • Pr. Oldendorf
  • Hüllhorst
  • Stemwede

Flüchtlinge - ein Thema, das Lübbecke bewegt

Lübbecke -

Eine so volle Stadthalle wünscht sich der Kulturring Lübbecke garantiert zu jeder Veranstaltung. Mittwochabend aber lockte kein Kulturevent rund 600 Menschen in den großen Saal. Vielmehr waren es die Informationen zum Thema "Flüchtlinge und Notunterkunft Jahn-Realschule", die der Kreis Minden-Lübbecke, die Stadt Lübbecke und die beteiligten Hilfsorganisationen geben wollten. Derzeit sind in der Notunterkunft Jahn-Realschule 80 Flüchtlinge unter anderem aus dem Irak, Syrien, Afghanistan, Pakistan und Bangladesch untergebracht, darunter zehn Kinder. Sie müssen noch auf Feldbetten schlafen; man wartet auf Doppelstockbetten. Doch wann die kommen, ist völlig unklar.

Landrat Dr. Ralf Niermann als Chef der Kreisverwaltung und Bürgermeister Eckhard Witte gaben zunächst einen detaillierten Überblick über den Ablauf von Informationen und Entscheidungen und bestätigten dabei die in der Öffentlichkeit bereits bekannten Tatsachen dazu. Beide entschuldigten sich für die den Realschülern, Eltern und Lehrern aufgezwungenen Unannehmlichkeiten, wobei sie aber mehrfach auf die Kurzfristigkeit als Hauptursache für die Probleme hinwiesen. Den Realschülern dankten sie für ihr Verständnis, den beteiligten Hilfsorganisationen und den vielen Menschen hier vor Ort für ihre Hilfs- und Spendenbereitschaft.

Eine so volle Stadthalle wünscht sich der Kulturring Lübbecke garantiert zu jeder Veranstaltung.

Doch es gebe leider auch andere Stimmen, erklärte Niermann unter Hinweis auf rund "40 traurige E-Mails in 24 Stunden", in denen er in übelster Weise angegriffen und verunglimpft worden sei: "Dennoch sollten und werden wir es nicht zulassen, Schüler und Flüchtlinge durch rechtspopulistische Attacken gegeneinander auszuspielen." Dem ist nichts hinzuzufügen…

Für den Wechsel der Jahn-Realschüler in die Räume der Pestalozzi-Schule statt umgekehrt habe man sich entschieden, "weil die älteren Realschüler damit besser umgehen können als viele Schüler der Pestalozzi-Schule, die bereits bei leichten Abweichungen vom üblichen Tagesablauf große Probleme haben".

Der Toom-Baumarkt habe zwar zur Verfügung gestanden, ist aber nach Aussagen von Kreisdirektorin Cornelia Schöder baulich als Notunterkunft nicht geeignet - keine Beleuchtung, zu hohes Dach, keine Isolierung - und könne kurzfristig auch nicht dazu hergerichtet werden. Zeltstädte, wie es sie in anderen Bundesländern gebe, will Niermann "im Mühlenkreis so lange es geht vermeiden".

Eckhard Witte wie auch sein designierter Nachfolger Frank Haberbosch wiesen nachdrücklich darauf hin, dass Lübbecke in den vergangenen Monaten problem- und geräuschlos 180 zugewiesene Asylbewerber aufgenommen und untergebracht habe. In der jetzt eingerichteten Notunterkunft sollen die Menschen nur kurze Zeit bis zu Registrierung und Weiterverteilung bleiben - sich hier aber erstmal in Ruhe und Sicherheit nach Angst, Schrecken und Gewaltmärschen erholen.

Man bereite sich zwar auf die Aufnahme weiterer Flüchtlinge vor, wolle das aber nicht ständig öffentlich machen. Cornelia Schöder erinnerte an angezündete Notunterkünfte als Negativbeispiele. Vor diesem Hintergrund sei auch der Bauzaum im Eingangsbereich der Notunterkunft als Sicherheitsmaßnahme zu sehen.

Schwärst traumatisierte Flüchtlinge seien momentan offenbar nicht dabei. Aber man achte auf entsprechende Anzeichen, gerade auch bei Kindern, und werde dann tätig, versprach Dr. Oliver Kreft vom DRK Altkreis Lübbecke. Um Krankheiten zu erkennen, würde bei allen Neuankömmlinge die Temperatur gemessen. Impfschutz sei bei ihnen weitgehend vorhanden. Langfristig sei auch eine TB-Untersuchung vorgesehen: "Bloß das können wir derzeit nicht auch noch leisten." Insgesamt aber sei die Gefahr ansteckender Krankheiten sehr gering. Kreft rief qualifizierte Helfer "im Ruhestand" auf, sich zu melden: "Wir brauchen jede Hand."

Dem Hinweis aus Zuhörerreihen, dass es auch mal Probleme geben wird, stimmten Verwaltungen wie Hilfsorganisationen zu. Durch eine strukturierte Belegung wollen man Probleme aber schon im Vorfeld verhindern. Wenn es aber doch dazu kommen sollte, seien Diakonie und Sicherheitskräfte vor Ort, Polizei und DRK anzusprechen. Eine Vorbereitung auf die neue Lebenskultur sei in der Notunterkunft zunächst nicht geplant. Kreft: "Das kann nicht funktionieren mit Menschen, die in Todesangst geflüchtet sind."

An dem von Pfarrer Eckhard Struckmeier souverän geleiteten und sehr sachlichen Infoabend wurde klar, wie hoch die Belastung der Helfer ist. Da kommt die Entlastung durch das CVJM Lübbecke, das die Kinderbetreuung in der Notunterkunft übernimmt, gerade recht. Auch Langzeitarbeitslose einzustellen - ein Vorschlag aus Reihen der Zuhörer - werde z.B. vom DRK aufgegriffen. Zahlreiche Bürger trugen sich zum Schluss als "Hilfswillige" in Listen ein. Der "Runde Tisch Flüchtlingshilfe" will die Vernetzung organisieren, die Koordination läuft in der Diakonie Lübbecke und beim Bereichsleiter Soziales in der Lübbecker Verwaltung, Ralf Stühlmeyer, Telefon 05741-276165. Darüber hinaus wurde die Stadtverwaltung nachdrücklich aufgefordert, im Internet möglichst schnell eine deutlich sichtbare Seite mit allen Infos zum Thema Flüchtlinge - Kontaktrufnummern, Ansprechpartner, Spendenwünsche, Abgabestellen und -zeiten - zu schalten.

Spenden

Wer spenden will, kann das gern tun. Gebraucht werden Herrenkleidung, besonders Herrenschuhe der Größen 41 bis 46, und warme Kinderkleidung, besonders Jacken. Annahmemöglichkeit in der DRK-Kleiderkammer in Lübbecke bestehen in der Osnabrücker Straße 62: am 1., 2. und 3. Mittwoch des Monats, jeweils von 15 bis 16.30 Uhr, Telefon 05741-310011.

Eine zweite Annahmestelle ist im Jugendzentrum am Markt beim CVJM, Am Markt 23 in Lübbecke, eingerichtet. Die dortige Annahmestelle ist von sonntags bis freitags jeweils in der Zeit von 15 bis 18 Uhr geöffnet.

Außerdem hat der Kreis auch für diese Unterkunft ein Spendenkonto eingerichtet. Unter dem Stichwort: „Spende für Flüchtlingshilfe, Notunterkunft Lübbecke“ können auf das Konto bei der

Sparkasse Minden-Lübbecke
BLZ 490 501 01
Kto.-Nr. 40002016
IBAN: DE63490501010040002016
BIC: WELADED1MIN

Spenden für die Flüchtlinge eingezahlt werden.

Das ist auch interessant

Fahndung nach mutmaßlichem EC-Kartendieb

Rock for Children: das 5. Benefizkonzert

Schwierige Fragen stellen im Ethik-Café

2. Annahmestelle für Kleidung eingerichtet

Nach der Weltreise stehen "Engel" vor Gericht

1. Rollatoren-TÜV