'Zeitensprünge 1924' erscheinen zum 1. Advent
Lübbecke -
Hier sieht man einen Blick in die Bäckerstraße (früher Köttelbeckerstraße), Lübbecke, um 19.12. Foto: Stadtarchiv Lübbecke
„Wo ist nur die Zeit geblieben?“, mag sich der eine oder andere beim Blick auf den Kalender fragen. Genau das fragt man sich auch, wenn man in der Stadtchronik von den Ereignissen liest, die 1924 die Bevölkerung bewegten. Manches ähnelt – nicht nur mit Blick auf politisch herausfordernde Zeiten – sehr dem heutigen Leben. Von vielen bereits sehnsüchtig erwartet, ist ab Samstag, 30. November, die aktuelle Ausgabe der jährlich erscheinenden Reihe „Zeitensprünge“ zu haben, die sich mit den Ereignissen in Lübbecke vor 100 Jahren befasst.
So kämpften die Menschen 1924 gegen die Raupen des „Eichenwicklers“, ähnlich wie in diesem Sommer wieder der Eichenprozessionsspinner von Naturfreunden erhöhte Wachsamkeit erforderte. Das 50-jährige Bestehen der Freiwilligen Feuerwehr Lübbecke nimmt in der Chronik 1924 großen Raum ein, ebenso das 25-jährige Bestehen der städtischen Gasanstalt (heute Stadtwerke).
Für die „Zeitensprünge“ wurden wieder zahlreiche Einschübe aus dem Lübbecker Kreisblatt in die damalige Stadtchronik eingefügt. Sie berichten von Freud und Leid der Menschen. 1924 musste die Lübbecker Bevölkerung zum Beispiel Abschied von einem geachteten Mitbürger nehmen. Der gebürtige Lübbecker Heinrich Scholle, Mitbegründer des Sozialdemokratischen Ortsvereins, des hiesigen Konsumvereins und des Turnvereins „Aufwärts“, verstarb im Alter von nur 48 Jahren. Scholle hatte sich zudem nicht nur als Stadtrat bewährt, sondern auch in Gewerkschaften wie dem Deutschen Tabakarbeiter-Verband engagiert. Sein Lebenswerk schildert Brigitte Kütemeier in einem Aufsatz.
Dem Kulturleben spürt Friedhelm Heckemeyer nach und stellt fest, dass 1924 ein vielschichtiges und abwechslungsreiches Angebot bestand. Große Heldenfilme wie „Die Nibelungen“ konnte man im Kino Spilker bestaunen. Wanderbühnen und heimische Vereine brachten zahlreiche Theateraufführungen in Gaststätten, Hotelsälen und Gemeindehäusern auf die Bühne. Allein die Orchestervereinigung Lübbecke gab im Laufe des Jahres drei große Konzerte. Erstaunlich experimentierfreudig zeigten sich die Lübbecker, sogar Tanzdarbietungen fehlten nicht im Jahresprogramm.
Sportlich hatten auch die heutigen Lübbecker Ortsteile schon einiges zu bieten. So berichten Gerd-H. Niemeyer von der Fahnenweihe beim Turnverein „Grüne Eiche“ Stockhausen und Christel Droste von der Gründung der „Concordia Husen-Nettelstedt“. Darüber hinaus bieten die diesjährigen „Zeitensprünge“ noch zwei amüsante Auszüge der damaligen Tagespresse. So schildert „Onkel Chrisgan“, wie er mit halsbrecherischen viereinhalb Pferdestärken durch das Lübbecker Land gefahren ist und „Hinnerk van Eilhusen“ erinnert an die dortigen Spinnabende.
Seit 2014 gibt das Stadtarchiv Lübbecke jährlich die „Zeitensprünge“ heraus, die einen abwechslungsreichen Blick auf die Ereignisse in Lübbecke vor 100 Jahren eröffnen. Die Ausgaben sind zum Preis von 5 Euro in der Bücherstube Lübbecke, im Servicebüro des Rathauses, in der Mediothek und natürlich auch im Stadtarchiv erhältlich.