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Westertor und ZOB-Verlegung: Streitthema im Brennpunkt

Lübbecke -

Update: Die in Gründung befindliche Bürgerinitiative "Interessengemeinschaft pro ZOB" hat an diesem Montag, 21. Oktober 2019, in einem offenen Brief zahlreiche Fragen an den Lübbecker Bürgermeister und die Ratsfraktionen formuliert und um Antwort bis 11. November 2019 gebeten. Den Wortlaut des Schreibens finden Sie weiter unten

ZOB LK
Die mit dem geplanten Innenstadtprojekt „Westertor“ verbundene Verkleinerung und Verlegung des Zentralen Omnibus-Bahnhofes (ZOB) Lübbecke an den Niederwall sorgt für Emotionen in der Bevölkerung. Insbesondere Niederwall-Anlieger sind mit der ZOB-Verlegung nicht einverstanden. Inzwischen hat es schon eine Demonstration mit rund 120 Teilnehmern für den Erhalt des ZOB und von Bäumen gegeben, die gefällt werden müssten. Eine zweite Demonstration in Sachen „Busbahnhof Lübbecke“ ist bei der Polizei bereits angemeldet worden – und zwar für Samstag, 26. Oktober 2019 um 11 Uhr wieder ab Burgmannshof/Marktplatz.

Der Verkehrsclub Deutschland (VCD Minden-Lübbecke-Herford), der ebenfalls zu den Gegnern der ZOB-Verlegung gehört, lädt unter dem Motto „ZOB Lübbecke – vom Vorbild zum Provisorium?“ zu einer Podiumsdiskussion ein, die an diesem 

Dienstag, 22. Oktober 2019
um 19.30 Uhr
im Bürgerhaus Altes Amtsgericht beginnt.
 

Als Gesprächsteilnehmer sind angekündigt Lübbeckes Bürgermeister Frank Haberbosch, Matthias Werneburg (CDU), Heinrich Stenau (Bündnis90/Die Grünen), Philipp Kosok (VCD Bundesverband), Uwe Hartmeier (VDC Minden-Lübbecke-Herford) und Torsten Stank (SPD – angefragt). Moderiert wird die Diskussion von Guido Bröer. 

Westertor und Ringelnatz 

Angesichts der aufgeheizten Stimmung bei diesem Thema sei es vielleicht mal angebracht, „mit etwas Ironie und Frohsinn auf die Situation zu reagieren“, meint das Lübbecker FDP-Ratsmitglied Dieter Fette. Was auf die Politiker zutreffe, passe auch auf viele Protestierer. Die Bürgerbeteiligung an der Demonstration hätten einige Lübbecker Politiker gut antizipiert, meint Fette, was ihn an das an das schöne Gedicht von Ringelnatz über „Die Ameisen“ erinnert habe: „In Hamburg lebten zwei Ameisen, die wollten nach Australien reisen.........“

Fette schreibt: „Mit Blick auf das Politikerverhalten in Sachen ‚Westertor‘ habe ich das Gedicht etwas angepasst. Es lautet:

In Lübbecke leben 14 Ratsherrn,

die wollten das Westertor gern.

Dann sahen sie, die Gegner, die sind viele,

Und nahmen Abstand von dem Ziele.

Im nächsten Jahr sind wieder Wahlen

Was sollen also all die Qualen

Und sie verloren allen Mut

Und fanden nun, so wie es ist, so ist es gut.

Was unterscheidet die Politiker von den Ameisen? Die Ameisen entschieden schon „Bei Altona auf der Chaussee..... und so verzichteten sie weise, auf den letzten Teil der Reise“. Die Politiker merken es erst beim Anflug auf Sydney...“

ZOB LK

Kommentar zum Thema ZOB

Das Schöne an Demokratie ist, dass jeder seine Meinung angstfrei offen und frei äußern kann – im Familien-, Bekannten- oder Freundeskreis ebenso wie draußen in oder vor einer breiten Öffentlichkeit. Voraussetzung natürlich, niemand wird beleidigt, angefeindet, diskreditiert. Diese Freiheit der Meinungsäußerung bedeutet im Gegenzug aber auch, dass man sich Gegenargumenten, Kritik und auch Ablehnung stellen muss. Das gilt natürlich auch für das Streitthema „Busbahnhof Lübbecke“ im Rahmen des Bauprojektes „Westertor“.

Soll dieses seit Jahren angestrebte Projekt als Innenstadt relevantes Einkaufsquartier mit Ausstrahlung ins Umland anstelle des abrissreifen ehemaligen Kaufhauses Deerberg endlich Realität werden, muss der jetzige zentrale Busbahnhof (ZOB) einem Parkplatz für das geplante Einkaufszentrum weichen; die Bushaltestellen würden einige Meter nach Norden auf dem Niederwall neu angelegt. 

Genau daran entzünden sich die Gemüter – insbesondere die einiger Anlieger, die auf der Niederwall-Nordseite Immobilien besitzen. Sie befürchten, dass ihre Häuser durch den auf dem Niederwall geplanten neuen Busbahnhof Schaden nehmen und an Wert verlieren könnten. Diese Befürchtungen sind zwar nachvollziehbar, aber bei genauer Betrachtung eben höchst egoistischer Natur. Auch das ist verständlich. Weil aber die Begründungen wie „Wertverlust“ oder ganz einfach „Ich will das so nicht“ zur Untermauerung der Ablehnung nicht ausreichen, werden Argumente wie „bedrohte Schülersicherheit“ oder „Umweltschutz“ in die Diskussion geworfen.

Schülersicherheit

Da ging es also zunächst um die Schüler: Die Beschwerdeführer sahen deren Sicherheit beim Ansteuern bzw. Verlassen der Busse auf dem Niederwall bedroht. 

Ist dem so? Schon von kleinauf werden die Kinder hierzulande auf den Straßenverkehr, seine Gefahren und richtiges Verhalten trainiert: von Eltern, von der Schule. Dass die so vorbereiteten Kinder und Jugendlichen im Bereich der neu angelegten Busboxen auf dem Niederwall, auf dem dann sowieso innenstadtgerecht nur noch Tempo 30 erlaubt sein wird, größeren Gefahren als jetzt ausgesetzt sein sollen, erscheint schlichtweg unlogisch. 

Abgesehen davon, dass es die großen Schülerzahlen, für die dieser Busbahnhof einst konzipiert wurde, gar nicht mehr gibt – und somit ein abgespeckter Busbahnhof niemandem weh tun würde. Seit die Jahn-Realschule in der Stadtschule aufgegangen ist, gibt es die Schülerströme vom und zum ZOB nicht mehr. An der Schule selbst gibt es eine Haltestelle, und der größte Teil der Schüler nutzt die Bushalte an der Rahdener Straße, auf der wochentags ebenfalls höchstens 30 km/h gefahren werden – wie es auf dem Niederwall vorgesehen ist. Ein Großteil der Gymnasiasten nutzt die Bushaltestellen am Gänsemarkt/Arbeitsagentur – und quert dann die Hauptverkehrsader B 239 zum Wittekind-Gymnasium.

ZOB LKUmweltschutz/Klimaschutz 

Ein weiteres Argument der Beschwerdeführer ist der Klimaschutz: Es würden dafür so wichtige Bäume einem Parkplatz geopfert. 

Zur Wahrheit gehört, dass nicht alle der zehn Linden auf dem Niederwall im Bereich des Busbahnhofes, die einen Trauerflor trugen bzw. tragen und mit einem Sterbekreuz „verziert“ wurden, der Verlegung weichen müssen. Sieben Bäume werden gefällt, sieben neue gepflanzt, auf dem Parkplatz des geplanten Verbrauchermarktes wird es Grün geben – vielleicht können ja die jetzt schon dort stehenden erhalten werden!?, – und es gibt noch mehr neue Bäume an der Kirschenallee in Stockhausen als Ausgleich für ältere Bäume mit großer Krone und Blattwerk, die gefällt werden sollen. 

Kosten 

Ins Feld geführt wird ebenfalls, dass der ZOB in seiner jetzigen Form viel Geld gekostet hat, das mit einer Verlegung verschwendet worden sei. Und nicht nur das: Die Stadt Lübbecke müsste auch noch dafür bekommene Fördergelder teilweise ans Land NRW zurückzahlen. 

Das alles ist korrekt. Aber: Der überhaupt erst noch zu ermittelnde Rückzahlungsbetrag wird ebenso vom Projekt-Investor übernommen wie die Kosten für die Busbahnhof-Verlegung selbst. Im Übrigen sei daran erinnert, dass der Bau von Straßen, privaten und öffentlichen Gebäuden vor Jahren und Jahrzehnten viel Geld gekostet hat, die aber angesichts veränderter Anforderungen und Bestimmungen längst saniert oder gar komplett erneuert wurden. In diesem Zusammenhang würde auch niemand von „Geldverschwendung“ sprechen.  

VCD-Vorschläge 

Massiv lehnt auch der Verkehrsclub Deutschland (VCD) Minden-Lübbecke-Herford die ZOB-Verlegung ab, meint gar, dass damit „ein Vorbild zum Provisorium“ werde. Als ökologischer Verkehrsclub setzt er sich für eine umweltfreundliche Mobilität ein und hält den derzeitigen ZOB für ein „Kleinod, einen tollen Verkehrsknotenpunkt“. 

Das vom VCD in die Debatte eingebracht „integrierte Verkehrskonzept“ enthält – angesichts der derzeitigen Debatte über den notwendigen, klimaschonenden Umbau unserer Verkehrs- und Mobilitätsstrukturen – eine Reihe nachdenkenswerter, zukunftsträchtiger Ideen. Doch was davon ist jetzt oder in naher Zukunft umsetzbar? Was ist überhaupt sinnvoll? Und was nutzt der Stadt Lübbecke und seinen Bürgern insgesamt?

Bei allem Respekt: Wer die Parkplätze vor einem großen Einkaufszentrum für überflüssig hält, als Ersatz aber lediglich Vorschläge und Anregungen vorlegt, deren Umsetzung – wenn überhaupt – in weiter Ferne liegen, handelt wirklichkeitsfremd, um nicht zu sagen träumerisch. Natürlich kann man über Lieferservice-Kooperationen des Einzelhandels, Freitickets, Lastenrad-Verleih usw. nachdenken. Das aber löst die Situation im „Hier und Jetzt“ nicht. 

Wir hätten den Vorschlag für eine andere „Spielwiese“: Der VCD könnte sich für eine durchgängige Busverbindung Lübbecke-Bahnhof Minden mit einem nutzerfreundlichen Fahrplan auch an Wochenenden einsetzen, was möglicherweise schneller umsetzbar wäre als alle guten Ersatzideen für den kritisierten Lübbecker Supermarkt-Parkplatz. Denn wer diesen wirklich sinnvollen und klimaschonenden Schnellbus „Wiehenblitz“ zum Bahnhof Minden nutzen will, muss leider ab ZOB Minden entweder seine Koffer die zweieinhalb Kilometer zum Bahnhof ziehen – und zurück – oder sich eine weitere/andere  Beförderungsmöglichkeit suchen. 

Fazit

Um es ganz deutlich zu sagen: Wer jetzt die geringfügige Verlegung des Busbahnhofs zu verhindern sucht, aus welchen Gründen und mit welchen Argumenten auch immer, muss sich den Vorwurf gefallen lassen, die dringend erforderliche Weiterentwicklung der Stadt Lübbecke am Westrand der Innenstadt zu blockieren.

Gleichzeitig wird durch dieses „Nein“ die vermutlich für lange Zeit letzte Chance torpediert, die Deerberg-Ruine endlich gegen eine attraktive, zugkräftige und wegweisende Neubaulösung im Herzen der Wiehengebirgsstadt zu ersetzen, nachdem das CeKa-Kaufhaus als letzter Kaufhaus-Nutzer am 31. März 2011 die Türen hier geschlossen hatte. Eine Neubaulösung, die nicht zuletzt dazu beitragen soll, Lübbecke zukunftsfit zu machen – als Standort für Handel, Handwerk und Industrie und natürlich als attraktiven Wohnort für viele junge Familien. Denn man kann nicht davon ausgehen, dass es nach zwei gescheiterten Versuchen in absehbarer Zeit einen dritten Investor geben wird, der sich auf das Hochrisiko-Spiel einer Projektplanung in Lübbecke einlassen wird. 

Stillstand ist Rückschritt: An dieses große Wort des Topmanagers und Vorstandschefs der Veba, Rudolf von Bennigsen-Foerder, sollten sich die Beschwerdeführer erinnern... 

Zu hoffen bleibt im Übrigen, dass dieses Projekt, vom Rat vor Jahren mit großen Hoffnungen auf den Weg gebracht, nun auch mit breiter Mehrheit „Grünes Licht“ erhält. Einknicken mit Blick auf bevorstehende Wahlen, das hat die Vergangenheit schon oft gezeigt, wird am Ende nicht honoriert, sondern sogar als „Rückgratlosigkeit“ bestraft.
Wilfried Mattner - HALLO LÜBBECKE

Offener Brief des Interessenkreises pro ZOB an Bürgermeister und Ratsfraktionen

In den vergangenen Wochen wurde die Entwicklung hinsichtlich des Projekts Westertor breit in der Lübbecker Öffentlichkeit diskutiert, auch mit vielen kritischen Stimmen. „Dazu gehören wir, eine Gruppe von Bürgerinnen und Bürgern, die vor allem mit der geplanten Verlegung und Verkleinerung des Busbahnhofs nicht einverstanden ist“, heißt es in einem offenen Brief des Interessenkreises pro ZOB, der an diesem Montag, 21. Oktober 2019, an den Lübbecker Bürgermeister und die Ratsfraktionen verschickt wurde.

Die Stadtverwaltung habe Anfang Oktober 2019 eine Liste von Fragen von BürgerInnen zum Projekt veröffentlicht. Das  habe man mit Interesse zur Kenntnis genommen, aber feststellen müssen, „dass viele Fragen aus unserer Sicht offenbleiben. Wir bitten Sie daher, diese auch im Interesse vieler weiterer Lübbecker Bürgerinnen und Bürger, bis zum 11. November 2019 zu beantworten: aus Sicht der Verwaltung oder aber aus der Perspektive Ihrer Fraktion resp. Ihres Amtes und damit Ihrer Positionierung zu den Aspekten“, heißt in dem Schreiben der in Gründung befindlichen Bürgerinitiative weiter.

Hier die Fragen zu 5 Aspekten an die Stadtverwaltung Lübbecke und die Fraktionen im Rat

1. Alternativplanungen zum Westertor

Mit einem Plan B in der Tasche ließen sich Verhandlungen mit dem Investor leichter führen, da man im Falle abweichender Interessen eine Alternative hätte. Momentan ist unser Eindruck, dass für das Projekt Westertor nicht nur sehr viel, sondern zu viel in die Waagschale geworfen wurde und wird.

  • 1.1. Existieren Alternativplanungen zum Westertorprojekt? Falls ja, welche? Falls nein, warum nicht?
  • 1.2. Warum sind die Auswirkungen des Projekts Westertor auf z.B. die Infrastruktur nicht frühzeitig benannt worden?
  • 1.3. Seit wann sind Ihnen die Auswirkungen in den Detailplanungen bekannt? Wir gewinnen den Eindruck, dass das Projekt reibungs- und protestlos durchgebracht werden sollte, mit schönen Bildern zum Westertor, ohne die Folgen für die Einwohner zu benennen, die sich uns allen erst nach und nach auftun.
  • 1.4. Warum wurde ein derart großes Projekt wie der Beschluss über die Zukunft der Deerberg-Immobilie und der westlichen Innenstadt nicht von Beginn an unter Beteiligung der BürgerInnen geplant?

2. Funktionsfähigkeit eines kleineren „ZOB“

  • 2.1. Wurde die Eignung der Lage des zukünftigen „ZOB“ begutachtet, wenn ja, mit welchem Ergebnis? Wenn nein, warum nicht?
  • 2.2. Sind Alternativen zur aktuell geplanten Lage geprüft, wie es bei derartigen zentralen, städtebaulichen Planverfahren üblich ist? Wenn ja, mit welchem Ergebnis, falls nein, warum nicht?

Die Stadt bezieht sich dazu auf ein Gutachten aus 2006, welches die Lage des heutigen ZOBs und Alternativlagen bewertet. Das damalige Ergebnis: Der ZOB am Papendiek sei die sicherste, verkehrstechnisch und finanziell günstigste Lösung. Auf dieser Basis wurde 2011/12 der ZOB am Papendiek ausgebaut. Begutachtet wurde also die aktuelle Lage des ZOB am Papendiek, nicht die Restvariante entlang des Niederwalls, die nun geplant ist. Ob diese als beste Variante aus der Untersuchung hervorgegangen wäre, erscheint uns fragwürdig.

  • 2.3. Würden Sie nach der geplanten Verkleinerung des ZOB und der Verlegung diverser Buslinien an andere Orte noch von einem ZOB, also einem ZENTRALEN Omnibus-Bahnhof, sprechen?
  • 2.4. Wie soll die verkleinerte Variante des „ZOB“ Herausforderungen bewältigen, die sich künftig ergeben beim Ausbau des ÖPNV, im Rahmen der auch im ländlichen Raum zu erwartenden Verkehrswende, mit größerem Andrang von Buslinien und verkürzten Taktzeiten?
  • 2.5. Ist bei einer Ausweitung des ÖPNV eine weitere Dezentralisierung von Haltestellen in der Stadt geplant?
  • 2.6. Wo sollen zukünftig neue Linien halten, und wo sollen Busse aufgrund gesteigerter Taktzahlen losfahren, wenn der neue „ZOB“ auf lediglich acht Haltestellen begrenzt ist und laut Aussage der Stadt „keine stillen Reserven“ eingeplant sind?
  • 2.7. Wie planen Sie bei einer Ausweitung der Fahrgastzahlen die Sicherheit am neuen „ZOB“ zu gewährleisten, der aus unserer Sicht durch die Gruppierung um den Niederwall herum verkehrsunsicher geplant ist?

3. Verkehrsplanung: Fokus auf Autoverkehr   

  • 3.1. Bisherige Planungen scheinen den Fokus auf den Autoverkehr zu festigen. Existieren Pläne, den angedachten Umbau in zumindest einigen Aspekten im Sinne einer kommenden Verkehrswende zu gestalten, also für einen Ausbau des ÖPNV und zur Förderung des Fuß- und Radverkehrs? Wenn ja, wie sehen sie aus?
  • 3.2. Wie groß sind die Flächen, die in der Stadt in Folge des Westertorprojekts für Pkw-Stellflächen genutzt werden; um wie viele PKW-Stellfächen handelt es sich und wo befinden sie sich?
  • 3.3. Wo sind die bisherigen Abstellflächen für Fahrräder vorgesehen? Um wie viele handelt es sich (getrennt in überdacht/nicht überdacht)?
  • 3.4. Wie sollen geh- und sehbeeinträchtigte Menschen und Kinder zukünftig den am Niederwall beidseitig geführten Busbahnhof sicher nutzen können, wenn die Ampel über den Niederwall entfällt und lediglich durch eine Querung ersetzt werden soll?
  • 3.5. Wo soll der bisherige Taxistand hin?
  • 3.6. Wie sollen am Niederwall in seiner geplanten Gestaltung Radfahrer sicher und komfortabel neben den acht Bushaltestellen fahren können?
  • 3.7. Warum wurden die Kreisverkehre vor allem für den Pkw-Verkehr gebaut (abbrechende Radstreifen ohne gesicherte Vorfahrt), dazu Parkbuchten für Autos, deren Türen über die Radstreifen führen?
  • 3.8. Ist geplant, „Vorfahrt achten“-Schilder an die Fahrspuren vor den neuen Kreisverkehr zu installieren, um Radfahrern, die vom Radstreifen aus auf die Fahrbahn wechseln müssen, Vorfahrt zu gewähren?
  • 3.9. Wie stellt sich die Stadt die Situation an der Grundschule Im kleinen Feld vor, wenn dort lediglich Dauerparkplätze für Lehrer und Dritte entstehen, jedoch die Kurzzeitparkplätze für Eltern, die ihre Kinder zur Schule bringen, entfallen sollen?

Sollte diese Maßnahme Familien dazu ermuntern, auf den ÖPNV umzusteigen, hielten wir eine umgekehrte Vorgehensweise für sinnvoller: Erst die Infrastruktur für den ÖPNV verbessern, dann den Pkw-Verkehr erschweren.

4. Lärmbelastung und Lärmentwicklung

  • 4.1. Warum wurde beim Lärmgutachten für die Anlieger des ZOB lediglich die Belastung durch Pkws begutachtet, nicht aber durch die an Bushaltestellen wartenden Menschen: Denn diese halten sich künftig nur wenige Meter vor den Anwohnerhäusern auf. Durch Menschen verursachte Lärmemissionen wirken deutlich belastender für das menschliche Ohr als gleichmäßig aufkommender Verkehrslärm.
  • 4.2. Werden der Niederwall und die Bahnhofstraße in den Lärmaktionsplan der Stadt aufgenommen, da die Lärmtechnische Untersuchung zum Projekt Westertor belegt, dass die Kriterien zur Aufnahme in den Lärmaktionsplan (> 8200 Kraftfahrzeuge pro Tag) für beide Straßen erfüllt sind?
  • 4.3. Welche Maßnahmen sind beim Westertorprojekt geplant, um die Gesundheit der Bürger vor den deutlich zu hohen Lärmbelastungen (Mittelungspegel > 65 dB) zu schützen?
  • 4.4. Wie wird sichergestellt, dass die errechneten Lärmemissionen am Niederwall nach Inbetriebnahme des Westertor-Einkaufszentrums nicht überschritten werden?
  • 4.5. Wurden die Öffnungszeiten des Edeka-Marktes (ggf. Mo-Sa 7.00 bis 22.00 Uhr) bei der Aufstellung des Lärmgutachtens berücksichtigt?

5. Rückbauverpflichtung und Kosten

Von der Verwaltung wird betont, das komplette Westertor-Projekt sei für die Stadt „weitgehend“ kostenneutral, da der Großteil der Kosten vom Investor HBB getragen würde.

Da bislang kein Entwurf des städtebaulichen Vertrags vorliegt, lässt sich diese Aussage derzeit nicht überprüfen. Sie kann aus unserer Sicht auch nur für den Fall eines langfristigen Projekterfolges gelten.

  • 5.1. Welche Regelungen treffen Sie für den Fall, sollte schon nach wenigen Jahren das neue Einkaufszentrum nicht mehr so angenommen werden wie gewünscht, wenn sich Mieter mangels Gewinnen aus dem Westertor zurückziehen, somit die Attraktivität sinkt und erneut ein Leerstand entsteht? Viele Einkaufszentren haben dieses Schicksal bereits geteilt, auch in unserer Region (z.B. Minden, Bad Oeynhausen).
  • 5.2. Haben Sie z.B. im städtebaulichen Vertrag bzw. in der Baugenehmigung eine "Verpflichtung zur Wiederherstellung des vorherigen Zustandes" festgeschrieben, also des Zustandes vor dem ersten Spatenstich, bzw. der ersten Baumfällung,
  • oder haben Sie eine noch höhere Sicherheit für die Stadt vertraglich vereinbart: die Eintragung einer möglichst erstrangigen Grundschuld in Höhe der voraussichtlichen Abrisskosten zzgl. Wiederanpflanzungen, sofern HBB Grundeigentümer ist,
  • oder eine Bürgschaft der Bank vom Investor für mehr Sicherheit vorliegen?

Insbesondere der Umbau des ZOB ließe sich über eine entsprechende Regelung wieder rückgängig machen, so dass man bei einem Scheitern des Projektes zumindest den ZOB wieder in den jetzigen Zustand versetzen könnte.

  • 5.3. Wie sind die Eigentumsverhältnisse für die Fläche des Westertors und des Parkplatzes davor geregelt?
  • 5.4. Welche Kosten kommen durch das Projekt Westertor darüber hinaus künftig auf die Lübbecker zu?
  • 5.5. Welche über Punkt 5.1. hinausgehenden finanziellen Risiken sind Ihnen schon heute bekannt, die möglicherweise als Kosten auf die Lübbecker zukommen könnten?
  • 5.6. Sofern Sie zu 5.4. und 5.5. derzeit keine Aussagen treffen können: Bis wann liegen Ihnen dazu verlässliche Daten vor?

Die Unterzeichner des Interessenkreises pro ZOB

Christiane Brune-Wiemer, Dipl. Farbgestalterin
Claudia Dirschauer, Dipl.oec.troph., Fachjournalistin
Dr. Frank-Peter Dirschauer, Dipl.-Physiker, Biologe
Dr. Sandra Feldner, Biologin
Dr. Stefan Feldner, Biologe
Eberhard Helling, Pfarrer
Rolf Kienemann
Jonathan Sanke, Schüler
Dr. Ulrike Schäfer, Ärztin
Joachim Schramm, Rechtsanwalt und Notar
Dr. Petra Spona, Historikerin
Petra Weichert-Kienemann

 

Der Interessenkreises pro ZOB: Wer wir sind und was wir wollen

"Wir sind ein Kreis von Lübbeckern, denen die Entwicklung ihrer Stadt am Herzen liegt, darunter ZOB-Anlieger, Vertreter von Schülern, Eltern, vom VCD, von Unternehmern und Fridays for Future. Wir alle wünschen uns eine nachhaltige Stadtentwicklung, die mehr in den Blick nimmt, als es mit den aktuellen Planungen der Fall ist.

Wir sehen erhebliche Nachteile und Risiken, die auf die Einwohner zukommen:

Der ZOB verschwindet in seiner jetzigen Form; damit verschwinden auch sichere Verkehrswege für alle, die nicht Auto fahren. Der öffentliche Nahverkehr wird beschnitten, ein Ausbau erschwert – obwohl dazu bundesweit (nahezu) überparteilicher und gesellschaftlicher Konsens herrscht: den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) in den kommenden Jahren zu fördern und zu stärken. Das alles bei ungeklärten Kosten, die künftig auf die Lübbecker zukommen könnten, was Mittel für andere Zwecke binden würde. 

Demgegenüber ist als künftiger Magnet etwas geplant, was schon heute bundesweit nicht mehr so funktioniert wie noch in den 80ern: ein Waren-Kaufhaus, ergänzt um weitere Läden, von denen einige schon jetzt in Lübbecke ansässig sind. Wir zweifeln daran, dass es sich lohnt, etwas Bewährtes und Zukunftsträchtiges wie den ZOB aufzugeben, zu Gunsten eines, so befürchten wir, weiteren Leerstandes in einem durchaus attraktiven Gebäude.

Wir fordern den Erhalt des ZOB, einen Stopp der aktuellen Planungen, die Klärung offener Fragen und wünschen uns konstruktive Gespräche, die wir hiermit anbieten."