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Telefonbetrug: 39 in der Türkei verhaftet

Bielefeld/Izmir -

Die Polizeipräsidien München, Heilbronn und Bielefeld haben in den vergangenen Monaten ihre Ermittlungen zu Betrugsdelikten gegen ältere Menschen gebündelt. Dabei erhielten die genannten Präsidien tatkräftige Unterstützung von einigen anderen Polizeidienststellen aus dem gesamten Bundesgebiet. Unter Einbindung der zuständigen Staatsanwaltschaften in Bielefeld, Heilbronn und München, der Generalstaatsanwaltschaft München und des Bundeskriminalamts sind zahlreiche Festnahmen in der Türkei erfolgt.

Insgesamt gingen den Ermittlern 39 Tatverdächtige - darunter auch führende Köpfe - ins Netz. Neben Schmuck, Edelmetallen, Euronoten und ausländischen Devisen, wurden auch Immobilien sichergestellt. Nach den bisherigen Erkenntnissen beziffern türkische Behörden den Gesamtwert der Sicherstellungen auf einen Wert von über 105 Millionen Euro.

Seit Jahren wirken kriminelle Organisationen - häufig aus dem Ausland - durch Telefonbetrügereien in oft perfider Art und Weise auf Senioren in Deutschland ein. Bei einer Masche täuschen die Betrüger den Opfern vor, die Polizei würde bei Ihnen anrufen. So sei beispielsweise eine Einbrecherbande gefasst worden, denen die Daten der angerufenen Opfer bekannt sei. In dem Telefonat wird die Befürchtung geäußert, dass die Wertsachen der Senioren, wie Bargeld, Schmuck zu Hause und auch auf der Bank in Gefahr seien und deshalb durch einen Polizisten geschützt werden müssten. Das jeweilige Opfer wird durch geschickte Gesprächsführung veranlasst, die Wertsachen in der Nähe des Wohnhauses für den angeblichen verdeckten Ermittler abzulegen oder ihm persönlich auszuhändigen.

Die AG Phänomene des Kriminalfachdezernats 3 des Polizeipräsidiums München ermittelt seit 2017 gegen Führungsköpfe eines Callcenters in Izmir, welche in mehreren Fällen für große Vermögensschäden in ganz Deutschland verantwortlich sein sollen.

Auch in Bielefeld kam es in den Jahren 2018 bis 2020 zu einer Vielzahl solcher Betrugsdelikte gegen ältere Menschen. Hier ist insbesondere eine Tat im Mai 2019 zu erwähnen, bei der es zu einer Übergabe von Gold und Schmuck im Wert von über einer Million Euro kam.

Durch Ermittlungen des Betrugskommissariats des Polizeipräsidiums Bielefeld konnten in diesen Fällen bereits sogenannte "Abholer" verhaftet werden, die zu teilweise mehrjährigen Freiheitsstrafen verurteilt wurden.

Im Rahmen dieser Nachforschungen erlangten die Kripo-Beamten auch Erkenntnisse zu den in der Türkei handelnden Hintermännern und Drahtziehern. Die durch das Polizeipräsidium Bielefeld gewonnenen Erkenntnisse wurden über Rechtshilfeersuchen den türkischen Behörden übermittelt.

Durch diese Ermittlungen konnten insbesondere Erkenntnisse zu den drei führenden Organisatoren dieser Straftaten in der Türkei festgestellt werden. Zu diesen Personen bestand bereits ein Rechtshilfeersuchen des Polizeipräsidiums München. Die Bielefelder Ermittlungen untermauerten die bereits vorliegenden Erkenntnisse der Münchener Ermittler.

Darüber hinaus identifizierten die Bielefelder Kriminalbeamten vier weitere Hintermänner in der Türkei. Auch diese Erkenntnisse wurden mittels Rechtshilfeersuchen den türkischen Behörden übermittelt. In diesem Zusammenhang hatte die Gründung eines Sonderdezernats zur Bearbeitung von Betrugsfällen gegen ältere Menschen bei der Staatsanwaltschaft Bielefeld viele begünstigende Faktoren, die sich auf den gesamten Ermittlungskomplex positiv auswirkten.

Die Koordinierung der Rechtshilfeersuchen, sowie ein intensiver Informationsaustausch unter Einbindung eines BKA-Verbindungsbeamten übernahmen Kriminalbeamte des Polizeipräsidiums München.

Durch die intensiven Recherchen und die Koordinierung der Ermittlungsarbeiten der drei Polizeipräsidien ist es der Generalstaatsanwaltschaft Izmir und der Polizei Izmir gelungen, einen bedeutenden Schlag gegen das Callcenter und dessen Führung zu landen.

Eine vorläufige Bilanz der türkischen Behörden lautet:

  • 39 Festnahmen, darunter auch die relevanten Führungsköpfe der Organisation
  • 48 Wohnungs- und Geschäftsdurchsuchungen
  • Sicherstellungen von 1,5 Millionen Euro, 200.000 US Dollar Bargeld und 5 kg Gold
  • 25 Armbanduhren und fünf unterschiedliche illegale Schusswaffen
  • Beschlagnahme zahlreicher Immobilien, Fahrzeuge und Firmenanteile

Insgesamt liegen Sicherstellungen im Wert von etwa 105 Millionen Euro vor.

Die Ermittlungen in Izmir werden wegen des Bildens einer kriminellen Vereinigung, qualifizierten Betruges, sowie Geldwäsche und anderen Delikten geführt.

Der Polizei ist bekannt, dass durch diese Taten gegen ältere Menschen oftmals Existenzen vernichtet und Lebenswerke zerstört werden können. Gleichzeitig besteht bei jedem Opfer die Gefahr, dass eine psychische Beeinträchtigung hervorgerufen werden könnte. In Gesprächen erleben die Ermittler der Kripo auch, wie das vorhandene Vertrauen der betrogenen Menschen gegenüber der Polizei oder anderen Behörden nachhaltig beeinträchtigt wird.

Gerade wegen den großen Verlusten und Emotionen der Opfer sind die Ermittler des Bielefelder Betrugskommissariats besonders erfreut über die Festnahmen der Tatverdächtigen und die Sicherstellungen. Eine Grundlage dafür sehen sie in der guten Zusammenarbeit mit den anderen genannten Behörden im In- und Ausland.
(Text: Polizei Bielefeld)