• Lübbecke
  • Espelkamp
  • Rahden
  • Pr. Oldendorf
  • Hüllhorst
  • Stemwede

Lebensbarrieren meistern mit dem BEA-Angebot

Minden-Lübbecke -

Wer selbst den Weg aus der Krise geschafft hat, kann anderen am besten helfen – dieser Grundgedanke steht hinter einem neuen Projekt im Kreis Minden-Lübbecke. Für Menschen mit psychischen und Abhängigkeitserkrankungen ist die Vermittlung in Arbeit oft schwierig. Im Amt proArbeit – Jobcenter im Kreis Minden-Lübbecke wird daher das Bundesprojekt rehapro – BEA umgesetzt. Die Idee: Selbsterfahrene, das heißt Personen, die selbst eine psychische oder Suchterkrankung erfolgreich überwunden haben, oder Personen aus Selbsthilfegruppen oder Betroffenenverbänden, sollen Psychisch- und Abhängigkeitserkrankte Begleiten, Ermutigen und Assistieren (BEA). Jetzt hat das Jobcenter zu einer ersten Infoveranstaltung für Selbsterfahrene ins Amt proArbeit in Petershagen eingeladen.

„Die Probleme der betroffenen Zielgruppen sind mir aus eigener Erfahrung gut bekannt. Das Projekt finde ich sehr sinnvoll, da der Mensch im Vordergrund steht und auf seinem individuellen Weg unterstützend begleitet werden soll“, sagt einer der Selbsterfahrenen, der bereits für das Projekt gewonnen werden konnte. Er hat selbst eine Krise erfolgreich gemeistert und möchte jetzt ebenfalls anderen helfen. „Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass theoretische Kenntnisse über die Krankheitsbilder nicht ausreichen. Als Selbsterfahrener weiß ich, welche „Sprache“ der Betroffene spricht. Hier kann ich vermitteln“, sagt er über seine Motivation zur Teilnahme am Projekt. 

„Die Hauptaufgabe der BEA-Begleitungen ist die positive Einwirkung auf die Teilnehmenden zur Überwindung vorhandener Lebensbarrieren. Sie erfüllen eine Art Vorbildfunktion“, sagt Füsun Koch, Projektverantwortliche im Jobcenter im Kreis Minden-Lübbecke. „Bei Psychisch- und Abhängigkeitserkrankten liegt oftmals eine Vielzahl von zusätzlichen Problemen vor, die in regulären Beratungsgesprächen nicht immer aufgegriffen werden können. In diesem Projekt haben wir die Möglichkeit, eine ganzheitliche Beratung anzubieten.“

Durch eine innovative Vorgehensweise solle auf diesem Weg die gesellschaftliche und berufliche Teilhabe für betroffene SGB-II-Leistungsbeziehende verbessert werden. Es handelt sich hier um eine Dreierkonstellation: die Prozessmanager, die die individuellen Bedürfnisse koordinieren (zum Beispiel Fachstellen), der BEA-Begleiter, der den Klienten unterstützt und motiviert und der Klient, der durch die beiden Akteure eine Unterstützung nach seinem Tempo erfährt. „Der Kunde gibt den Weg an“, sagt Koch.

Die BEA-Begleitung wird in diesem Projekt in Form einer Aufwandsentschädigung, der Qualifizierung und Supervision unterstützt. Regelmäßige Infoveranstaltungen finden in den Räumlichkeiten des Amtes proArbeit in Petershagen statt. Für die BEA-Begleitung sind mindestens 18 engagierte Selbsterfahrene erforderlich und werden gesucht. Alle BEA-Begleitungen werden für ihre Aufgabe in fünftägigen Lehrgängen qualifiziert. Eine besondere berufliche Vorqualifikation ist nicht notwendig.

Anzeige

Um passende Hilfen anbieten zu können, müsse die BEA-Begleitung zunächst verstehen, was der oder die Hilfesuchende wirklich braucht. Für dieses Verständnis auf Augenhöhe wird eine externe Person, zum Beispiel ein Selbsterfahrener aus Selbsthilfegruppen oder Betroffenenverbänden, in die Beratung mit einbezogen. „Diese sogenannte BEA-Begleitung ist wie ein Mittler, der einerseits aktuelle Situationen des Teilnehmenden übersetzen kann und andererseits als Vertrauter mit Vorbildfunktion den Teilnehmer unterstützt“, so Koch weiter.                                                                                                

Hintergrund des Projektes 

Das Bundesprogramm "Innovative Wege zur Teilhabe am Arbeitsleben - rehapro" wird vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales koordiniert und umgesetzt. Ziel des Bundesprogramms rehapro ist es, durch die Erprobung von innovativen Leistungen und organisatorischen Maßnahmen Erkenntnisse zu gewinnen, wie die Erwerbsfähigkeit von Menschen mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen noch besser erhalten oder wiederhergestellt werden kann.

Entscheidende Elemente von rehapro BEA sind die Beratung in vertrauter Umgebung (Konzept der Lebensweltorientierung), die Kundenzentrierung im Prozess (Konzept der Ressourcenorientierung) sowie die Assistenz und Ermutigung bei der individuellen Zielerreichung.

Wer Interesse hat, dieses Projekt als BEA-Begleitung zu unterstützen, kann sich an Silke Meyer-Niemann (E-Mail: s.meyer-niemann@minden-luebbecke.de, Tel.: 05702-891810) wenden.

Weitere Informationen gibt's hier:

https://www.modellvorhaben-rehapro.de/DE/Home/home_node.html

(Text: Janine Küchhold - Kreis Minden-Lübbecke)