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Klinik für Unfallchirurgie feiert 30-jähriges Bestehen

Minden-Lübbecke -

Die Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie und spezielle Unfallchirurgie des Johannes Wesling Klinikums Minden feiert einen runden Geburtstag: Sie wird an diesem Samstag, 2. Juni 2018, genau 30 Jahre alt.

Prof. Dr. Johannes Zeichen - Fotos: MKK  

Die Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie und spezielle Unfallchirurgie des Johannes Wesling Klinikums Minden feiert einen runden Geburtstag: Sie wird an diesem Samstag, 2. Juni 2018, genau 30 Jahre alt. Das Jubiläum wird mit einem Festakt im Universitätsklinikum gefeiert. Im Interview erzählt Klinikdirektor Professor Dr. Johannes Zeichen, warum er Unfallchirurg geworden ist und was einen guten Chirurgen ausmacht.       

Warum sind Sie Unfallchirurg geworden?

Ich hatte schon als Jugendlicher sehr viele Verletzungen: Knochenbrüche, gerissene Bänder, etliche Sportverletzungen. Eigentlich habe ich fast die ganze Bandbreite der Unfallchirurgie durch. Ich war gefühlt öfter im Krankenhaus als in der Schule. Mich hat wenig schockiert. Einmal bin ich zum Entsetzen meiner Eltern sogar mit zwei eingegipsten Händen Skigefahren. So habe ich bereits in der Jugend die unglaubliche Vielseitigkeit der Unfallchirurgie erfahren. Daher war für mich früh klar: Wenn ich Medizin studiere, dann werde ich auch Unfallchirurg.

Was sind die besonders schönen Momente Ihres Berufs?

Ich gehe dann besonders positiv gestimmt nach Hause, wenn bei einer Operation alles klappt, wenn ein Plan zu hundert Prozent aufgeht und ich einem Patienten oder einer Patientin damit helfen konnte. Eine Operation – auch wenn man sie schon hundertmal gemacht hat – ist ja eine sehr individuelle Sache. Jede Verletzung ist anders, jeder Körper ist anders. Insofern ist jede Operation eine Premiere und wird individuell geplant. Wenn alles zu 100 Prozent aufgeht und am Ende alles gut ist, dann ist das mein persönlich perfekter Tag.

Wenn Sie die Wahl haben zwischen der Arbeit am OP-Tisch, einer Visite oder Büroarbeit. Was wählen Sie?

Das kann man so nicht sagen. Es gehört alles zu meinem Beruf. Natürlich operiere ich gerne. Das ist sozusagen der innere Kern eines jeden Chirurgen. Aber Visite und Schreibtischarbeit gehören auch zum Beruf eines Arztes. Ohne akribische Vorbereitung einer Operation am Schreibtisch ist auch der handwerklich geschickteste Chirurg ein schlechter Chirurg. Und natürlich gehören auch die Visite und der Patientenkontakt zum ärztlichen Selbstverständnis. Von daher: ich mache alle drei Tätigkeiten gerne, weil sie zu meinem Beruf gehören. Wichtig ist für mich, dass nicht eine Tätigkeit überhand nimmt.

Als Direktor einer großen Klinik können Sie nicht alle Operationen oder Untersuchungen selber durchführen. Sie müssen sich auf Ihr ärztliches Team verlassen. Was sind die Stärken Ihres Teams? Wo müssen Sie eingreifen?

Viele, eigentlich die meisten Entscheidungen werden im Team getroffen. Wir entscheiden im Team, welche operative Versorgung bei dem Patienten angebracht ist. Das heißt, wir besprechen und diskutieren den richtigen Weg. Zu meinen Anfangstagen als junger Arzt war das klar hierarchisch strukturiert. Heute diskutieren wir. Das ist auch gut so, weil es für den Patienten ein besseres Ergebnis bringt. Am Ende ist jede größere Behandlungsentscheidung entweder mit mir oder – falls ich nicht da bin – mit dem Leitenden Oberarzt als meinem Vertreter abgestimmt. Das heißt nicht, dass ich mit meiner ersten Einschätzung immer Recht habe. Manchmal lasse ich mich auch von einer anderen Meinung überzeugen.

Am Ende müssen Sie viele Operationen Ihren Mitarbeitern überlassen. Dafür braucht es viel Vertrauen, oder nicht?

Ja, aber das baut man auf. Man weiß ja, was die Kollegen können. Außerdem unterstützen sich die Mitarbeiter auch untereinander. Wir wissen im Team sehr genau um die Fähigkeiten des einzelnen. Ich erwarte von jedem Mitarbeiter, dass er operativ breit aufgestellt ist und prinzipiell alles operieren kann. Aber selbstverständlich hat jeder auch sein Spezialgebiet, in dem er besonders gut ist. Wenn es ein Slogan für mein Team gibt, dann hieße er „breit aufgestellt mit hoher Spezialkompetenz“.

Die Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie und spezielle Unfallchirurgie des Johannes Wesling Klinikums Minden feiert einen runden Geburtstag: Sie wird an diesem Samstag, 2. Juni 2018, genau 30 Jahre alt.Ein guter Arzt fällt ja nicht vom Himmel. Bis zum operativ gefestigten Arzt in Leitungsposition muss man lange lernen. Woran merken Sie, dass ein junger Assistenzarzt bereit für mehr Verantwortung ist?

Es ist ein schrittweiser Lernprozess. Wir begleiten junge Ärzte sehr genau und schauen, was sie können und wo sie noch Unterstützung brauchen. Ich verstehe meine Rolle als Trainer. Und an meiner Seite habe ich viele Spezial- und Assistenztrainer – meine Oberärzte.  

Welche Eigenschaften muss ein guter Unfallchirurg mitbringen?

Gefühl, Wissen, Ehrgeiz, Interesse. Als wichtigste Eigenschaft würde ich aber Freude am Beruf nennen.

Was ist mit handwerklicher Begabung?

Das Handwerk kann und muss man lernen. Talent wird allgemein überschätzt.  Ich hatte noch keinen jungen Arzt, dem ich aufgrund von zwei linken Händen sagen musste, werde lieber Internist und bleib weg vom OP-Tisch. Das Handwerkszeug eines Chirurgen hat wenig mit Begabung zu tun. Das ist vor allem hartes Training.      

Die Unfallchirurgie am Johannes Wesling Klinikum wird 30 Jahre alt. Wofür sind Sie ihren Vorgängern dankbar?

Sie haben die Klinik von Anfang an sehr breit aufgestellt. Frühzeitig wurden regelmäßig innovative Behandlungsmaßnahmen aufgebaut und das Spektrum der Unfallchirurgie erweitert. Die Klinik war bis vor etlichen Jahren Sonderstation für berufsgenossenschaftlich verletzte Patienten und ist seit ein paar Jahren zum sogenannten Schwerverletztenverfahren der BG zugelassen. Mein Vorgänger, Prof. Echtermeyer hat die Hüft- und Knieendoprothetik neu etabliert und ausgebaut. Heutzutage können wir das gesamte Spektrum der Orthopädie und Unfallchirurgie abbilden.

Wo steht die Unfallchirurgie am Klinikum Minden in 30 Jahren?

Wir werden viele Änderungen erleben. Und das schon bald. Die Möglichkeiten der Medizin schreiten rasant voran. Ein großes Thema sind Implantate, die sich selbst im Körper auflösen. Das erspart dem Patienten unter Umständen eine weitere Operation. In diesem Bereich werden wir schon sehr bald Fortschritte sehen. Außerdem forscht man am Gelenkersatz aus körpereigenen Stammzellen. Noch ist das Zukunftsmusik, aber in 30 Jahren werden wir dort sehr viele Fortschritte gemacht haben.

Schon viel eher werden wir uns mit virtueller Medizin und virtueller OP-Unterstützung beschäftigen. Da sind wir bereits heute auf einem guten Weg. Zukünftig wird es möglich sein, während der Operation einen Spezialisten auf der anderen Erdhalbkugel nicht nur um Rat zu fragen, sondern auch Teile der Operation über tausende Kilometer hinweg durchführen zu lassen. Kurzfristig habe ich vor, mit anderen chirurgischen Kollegen für Fort- und Weiterbildungszwecke OP-Simulatoren anzuschaffen, um Eingriffe besser üben zu können. Auch für unsere Studierenden wäre das natürlich ein großer Vorteil. 

Zur Person Dr. Dr. med. Johannes Zeichen

Professor Dr. Dr. med. Johannes Zeichen ist in Graz aufgewachsen. Nach seiner Matura entschied er sich für ein Studium der Humanmedizin an der Karl-Franzen-Universität Graz. Es folgten Studienaufenthalte an Kliniken in den USA und Paris. Es folgten Facharztausbildungen in den Bereichen Orthopädie, Unfallchirurgie, Sportmedizin und Rettungsmedizin an der Medizinischen Hochschule Hannover. 2007 wurde Dr. med. Zeichen zum außerplanmäßigen Professor der Medizinischen Hochschule Hannover berufen. Im März 2008 wurde Professor Dr. Zeichen Chefarzt der  Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie am Johannes Wesling Klinikum in Minden.
(Text: Mühlenkreiskliniken AöR)

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