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HALLO LÜBBECKE LESETIPP: DIE FRAU AN SEINER SEITE / LEBEN ODER GELEBT WERDEN

Lübbecke -

 

DIE FRAU AN SEINER SEITE

Viel wurde über Hannelore Kohl spekuliert. Von Betonfrisur wurde gespottet, von Steifigkeit und Unnahbarkeit. Jedoch war Hannelore Kohl ein ganz normale Frau - Mutter und Ehefrau - aus diesen Jahrgängen und natürlich die Kanzlergattin, die durch den Beruf ihres Mannes natürlich im öffentlichen Fokus stand.

Aber sie war ebenso eine engagierte Frau, die Ihre Stellung für Wohltätigkeit und ihre Stiftung nutzte. Selbstverständlich war sie vor allem Mutter, die die Erziehung und Betreuung ihrer Kinder alleine  zu bewältigen hatte. Und da waren noch ihre eigene Mutter, die mit im Hause lebte, die Schwiegereltern, vor allem die distanzierte und dominante Schwiegermutter, in unmittelbarer Nähe. Hannelore Kohl hatte mit Sicherheit kein einfaches Leben, wie dem Buch von Heribert Schwan zu entnehmen ist. Flucht, Neuanfang nach persönlichen schwerwiegenden Schicksalsschlägen, Schutz der Familie in den gefährlichen Zeiten der Bundesrepublik durch Entführungsbedrohung für die gesamte Familie und natürlich Krankheit.

Heribert Schwan hat in seinem Buch flüssig das Leben der Kanzlergattin dargestellt, jedoch sind einige Ausführungen nicht so ganz nachzuvollziehen, da sie zu vage sind. Das betrifft besonders die Lichtallergiererkrankung und deren Folgen mit seinen Erklärungen hierzu. Mutmaßungen, die trotz einiger Erklärungen von Fachleuten hier nichts zu suchen haben. Auch die Spekulationen über einen früheren Suizidversuch erscheinen unangebracht.

Schwan hat in der Entourage von Kanzler Kohl sicherlich einigen Einblick gewinnen können, allerdings hat er dieses natürlich vorhandene Insiderwissen fast boulevardmäßig ausgeschlachtet. „Die Frau an seiner Seite“ von Heribert Schwan ist erschienen im Heyne-Verlag, ISBN/EAN 9783453181755, 19,99 Euro  (DBK)

LEBEN ODER GELEBT WERDEN

Interviews, Talkshows, eine neue Biographie und ein Bildband mit unbekannten Aufnahmen sind in den letzten Wochen auf den Markt gekommen - demnächst ist ein Film über das Leben der Hannelore Kohl geplant. Das Leben der Familie Kohl ist omnipräsent und scheint auch nach vielen Jahren noch für reichlich Aktivitäten zu sorgen. Bei Walter Kohls Buchpräsentation „Leben oder gelebt werden“ wurde gemutmaßt, dass hiermit eine »Abrechnung« mit dem Vater veröffentlicht werde. Walter Kohl beschreibt allerdings sehr einfühlsam die Lebensumstände, unter denen er und sein Bruder aufwuchsen.

Woher kommt das Sprichwort: »Hinter jedem erfolgreichen Mann steht eine starke Frau«? In vielen Familien der Nachkriegs- und Aufbaugeneration war es üblich, dass die Frau sich um die Familie kümmerte und dem Mann den Rücken frei hielt. Das betraf nicht nur Politiker, sondern auch Manager- und Handwerkerfamilien. Jedoch kam bei den Kohl-Kindern sicherlich die besonders herausragende Situation der Öffentlichkeitswirksamkeit als Kanzler-Kinder hinzu - und die damit verbundenen Sicherheitsauflagen zum Schutz des Umkreises der Familie im Zuge der RAF-Bedrohung. Und das ist mit Sicherheit für eine Sohngeneration wie Walter Kohl in der Kinder-, Schul- und Jugendzeit kaum begreifbar und erklärlich gewesen. Wie bei vielen Familien der Aufbaugeneration war der Vater mehr abwesend als zuhause – er war für die Kinder einfach nicht greifbar und damit auch psychisch abwesend. Aber die Mutter war stets für die Belange der Kinder da und ansprechbar, auch unter persönlichen Einschränkungen und Aufwand.

Walter und Peter Kohl haben sich durch ihre persönlichen Lebensplanungen und Ausbildungen abgenabelt, dafür gekämpft, ihr eigenes autarkes Leben aufzubauen. Walter Kohl beschreibt auch ausführlich seine persönlichen Tiefen, die es in der Tat gewiß in sich hatten. Aber sicherlich auch dadurch ist er enorm gereift und kann deshalb den Untertitel seines Buches mit der Betonung auf »Versöhnung« aus tiefer Empfindung niederschreiben.»Leben oder gelebt werden - Schritte auf dem Weg zur Versöhnung«, Walter Kohl, ISBN 978-3-7787-9204-9, Integral Verlag, 18,99 Euro (DBK)