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Glasfaser für alle – aber es müssen viele mitmachen

Lübbecke -

Glasfaserausbau
Für von links Stadtwerke-Geschäftsführer Markus Hannig, Bürgermeister Frank Haberbosch und Greenfiber-Geschäftsführer Paul Gummert ist der Aufbau eines flächendeckenden Glasfasernetzes ein unabdingbarer Schritt in die digitale Zukunft, ein Projekt, mit dem man Lübbecke schneller und lebenswerter machen kann.

Einstimmig hat der Lübbecker Rat am Donnerstagabend der Kooperation zum Ausbau eines flächendeckenden Glasfasernetzes im gesamten Stadtgebiet zugestimmt. Beteiligt sind daran die Stadtwerke Lübbecke und das Infrastrukturunternehmen Greenfiber; die Stadt Lübbecke steht als Bürger für die über Kredite zu finanzierenden Investitionen gerade.

Um das Projekt realisieren zu können, ist eine Anschlussquote von mindestens 40 Prozent der Lübbecker Haushalte erforderlich. Die will Greenfiber als Vermarkter des Projektes bis zum 30. Juni 2021 erreichen. Geschäftsführer Paul Gummert zeigte sich gemeinsam mit Bürgermeister Frank Haberbosch und Stadtwerke-Geschäftsführer Markus Hannig vor der Presse am Freitag überzeugt, dies auch schaffen zu können: „Das haben wir in der Vergangenheit in Städten mit vergleichbarer Struktur auch hinbekommen; und Lübbecke hat eine gute Siedlungsstruktur. Bis zum 30. Juni 2021 brauchen alle Anschlussnehmer einen Baukostenzuschuss von lediglich von 100 Euro pro Liegenschaft zu zahlen; das gilt auch für WEG-Immobilien – ein Schnäppchen gegenüber den durchschnittlich 4000 Euro, die bei einem späten Anschlusswunsch zu berappen sind.“

Ein Internetanschluss im Rahmen des zusätzlich mit Greenfiber abzuschließenden zweijährigen Nutzungsvertrages ist ab 40 Euro verfügbar. Neben dem superschnellen Internet enthält das Greenfiber-Angebot noch Telefonie, IPTV inklusive Mediatheken sowie kostenfreien 3 GB-Cloud-Speicher. Nach Ablauf der Zwei-Jahresfrist kann der Internetanbieter gewechselt werden.

GlasfaserausbauLohnendes Geschäftsmodell für alle Beteiligten

Mit diesem Projekt verwirklicht die Stadt Lübbecke ihr Ziel, überall in der Stadt schnelles Internet anzubieten. Greenfiber sei mit dem Ausbaumodell auf die Stadt zukommen, sagte Haberbosch. Man habe zügig Chancen und Risiken abgewogen, sei zu dem Ergebnis gekommen, dass es ein lohnendes Geschäftsmodell sei und habe es dann in kurzer Zeit auf den Weg gebracht. „Eine echte Leistung“, lobte Haberbosch alle Beteiligten. Mit Greenfiber habe man einen Partner an der Seite, der schon länger im Rahmen des Masterplanes „Breitbandausbau für die Kreis Minden-Lübbecke“ die weißen Flecken – Bereiche im Mühlenkreis, in denen es gar kein oder nur sehr langsames Internet gibt – ans glasfaserschnelle Netz anschließen wird. In den kommenden Monaten sind dies bis zu 21.000 Haushalte – 760 Adresspunkte sind es im Lübbecker Bereich.

Greenfiber und die Stadtwerke werden ruckzuck einen auf unbestimmte Zeit verabredeten Kooperationsvertrag abschließen, erklärte Hannig das weitere Vorgehen. Dann würden eine gemeinsame Bau- und eine Verwaltungsgesellschaft gegründet, um das Vorhaben auch rechtlich gegenüber Kreditgebern einwandfrei abzusichern. Die Stadtwerke werden den Netzbau finanzieren und bleiben dadurch Eigentümer auch dieses Netzes, Greenfiber wird es bauen, für den Betrieb von den Stadtwerken pachten und dafür Pachtentgelt zahlen. Eine genaue Investitionssumme könne er nicht nennen, sagte Hannig. Jedoch sei bei einer 100-Prozent-Erschließung, die aber nahezu ausgeschlossen sei, mit 20 bis 25 Mio. Euro zu rechnen.

Mit der Werbung für die Beteiligung an dem Projekt und dem Verkauf werde „sofort begonnen“, betonte Gummert. Dazu werde man im ehemaligen Straßenverkehrsamt ein Büro einrichten, um vor Ort beraten und auch etwas zeigen zu können. Wie schnell schnelles Internet geht, werde man zusätzlich demnächst auch in Blasheim demonstrieren können, wenn man dort in „weiße Flecken“ das Glasfaser-Licht anschalte. Insgesamt werde man in Lübbecke 162 Kilometer Glasfasertrassen verlegen, dafür auch Bürgersteige und Wege aufbaggern und dann wieder verschließen. Erreiche man die 40-Prozent-Hausanschlussquote – oder mehr –, solle mit den Bau- und Verlegearbeiten bereits im dritten Quartal 2021 begonnen werden. Die Bauzeit insgesamt ist mit rund zwei Jahren veranschlagt und soll bis September 2023 abgeschlossen sein.

Glasfaserausbau

Fast grenzenlose Technik

Gummert bezeichnete Greenfiber nicht als Internet-Anbieter, sondern als Projektentwickler: „Wir haben alles an Bord, um Glasfaserkabel überall zu verlegen und Nutzungsangebote machen zu können. Aber Netzbetreiber wollen wir nicht unbedingt sein. Deshalb ist diese Zusammenarbeit mit den Stadtwerken Lübbecke für uns auch interessant. Und das Netz ist nicht nur für den Geschäfts- oder Privatnutzer in Sachen schnelles Internet wichtig – es bietet viele Möglichkeiten, die erst zukünftig wichtig sein oder werden können. So kann das Glasfasernetz zur kompletten Smart-Home-Steuerung von Wohnungen und Gebäuden eingesetzt werden, zur Steuerung von Stromtankstellen in der Stadt, für ein leistungsfähiges öffentliches W-LAN-Netz in der Stadt, sogar zur Steuerung bzw. Abrechnung von 5-G-Antennen, für die man nicht überall Masten aufstellen müsste, sondern die man in die vorhandenen Straßenlaternen einbauen könnte, usw. usw.“

Sorgenfreier Anbieterwechsel

Was aber passiert, wenn interessierte Nutzer noch einen laufenden Vertrag mit einem anderen Internetanbieter haben? „Kein Problem“, sagt Gummert. „Greenfiber übernimmt die Vertragskündigung und damit einen sorgenfreien Wechsel ohne eine Doppelzahlung. Sobald der Glasfaseranschluss für seinen Hausanschluss freigeschaltet ist, kann sich der Nutzer sogar schon über superschnelles Internet ohne Mehrkosten freuen, auch wenn er noch an den „alten“ Anbieter gebunden ist. Erst wenn der Vertrag mit diesem beendet ist, beginnt die Laufzeit des 24-Monate-Kontraktes mit Greenfiber.“

Kommentar: Zukunft oder Vergangenheit – die Lübbecker haben die Wahl

Die Weichen sind gestellt – die Zeichen stehen auf Grün für den Ausbau des Glasfasernetzes in Lübbecke, der Datenübertragungs-Technologie, ohne die Wirtschaft und die vermutlich meisten Haushalte zukünftig wohl kaum auskommen wollen/werden. Schon vor zwei Jahrzehnten ist von den Datenautobahnen in Deutschland geredet worden – entstanden ist bislang nur eine Kriechspur, allen vollmundigen Beteuerungen von Regierung und Ministern zum Trotz.

Mit dem Ja zum Ausbau des Glasfasernetzes als Kooperationsprojekt von Stadt Lübbecke, Stadtwerke und dem Unternehmen Greenfiber hat der Rat den Weg für ein echtes Zukunftsprojekt frei gemacht. Jetzt liegt es an den Bürgern, aus einem Projekt Realität werden zu lassen. Mit der Entscheidung für die Nutzung der Glasfasertechnologie trägt jeder Anschlussnehmer dazu bei, der eigenen Stadt auf lange Zeit einen echten Standortvorteil zu verschaffen, der weit in die Region Strahlkraft haben dürfte. Die Alternative ist, weiter auf eine schon jetzt veraltete und überholte Technik zu setzen – um am Ende von der nicht aufzuhaltenden Entwicklung überrollt zu werden.

Also: Setzen die Lübbecker auf Zukunft oder setzen sie auf Vergangenheit? Diese Frage wird am 30. Juni 2021 beantwortet. Dann wird klar sein, ob die 40-Prozent-Anschlussquote der Haushalte erreicht wurde, die erforderlich ist, um mit dem Ausbau zu beginnen. Jedes Prozent mehr wäre besser, wäre gut für eine gute Zukunft des Wiehengebirgsstadt Lübbecke. Wilfried Mattner