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Gewerbemüllannahme wird auf 75 Tonnen täglich begrenzt

Minden/Hille -

 

klag

In der Kreislaufwirtschaft wird bei der Abfallbehandlung u.a. so genannter Ersatzbrennstoff (EBS) hergestellt. Auch auf der Pohlschen Heide produziert die KreisAbfallVerwertungsGesellschaft mbH Minden-Lübbecke (KAVG) solche Ersatzbrennstoffe. Mit diesen Brennstoffen wird in speziellen Heizkraftwerken (HKW) Energie in Form von Dampf oder Strom erzeugt - eine umweltfreundliche Energiequelle, denn fossile Brennstoffe werden hierdurch ersetzt. 

Im Herstellungsprozess werden zunächst Wertstoffe wie Papier, Kartonagen, Kunststoffe etc. unter maschinellem Einsatz abgetrennt. Der Rest, der nicht mehr zu verwerten ist, wird weiter behandelt - auf der Pohlschen Heide auf 15 Zentimeter zerkleinert, mineralische Fraktionen abgesiebt, biologisch aktive Fraktionen gesiebt und einer Biogasanlage zugeführt und der Rest dann metall- und steinfrei energetisch zu Ersatzbrennstoff (EBS) verwertet. 

Die KAVG produziert ca. 55.000 Tonnen EBS pro Jahr. Ursprungsmaterial sind ca. 34.000 Hausmüll und 40.000 Tonnen Gewerbemüll, Sperrmüll und Abfälle der Wertstoffhöfe Bad Oeynhausen, Minden und Pohlsche Heide. Das KAVG-eigene Heizkraftwerk in der Karlstraße in Minden kann unter günstigen Bedingungen ca. 32.000 Tonnen EBS in Dampf umwandeln und liefert Dampf direkt zur Firma Siegfried - im Übrigen eine sehr günstige CO2-neutrale Energie für das Unternehmen. 

Die Differenz zwischen der erzeugten und der vom eigenen HKW verarbeitbarer Menge muss am Markt untergebracht werden. Die KAVG hat hierzu Heizkraftwerke in Schleswig-Holstein, Hamburg Bremen, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Hessen als Partner. 

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Aktuell verläuft die gleiche Entwicklung wie im Jahre 2018: Der Markt ist durch geplante und ungeplante Revisionen der Heizkraftwerke stark unter Druck. Gleichzeitig sind die Heizwerte der Abfälle gestiegen, was ebenfalls zu verminderten Durchsätzen der Heizkraftwerke führt. 

Dies führt dazu, dass die produzierten EBS nicht zeitnah der Energieerzeugung zugeführt werden können und somit zunächst auf der Pohlschen Heide zwischengelagert werden müssten. Dieses bedeutet ein erhöhtes Brandrisiko, wie die Brände auf der Pohlschen Heide im Trocken- und Hitzejahr 2018 leider zeigten. Damals war die Lagerkapazitäten per Sondergenehmigung von 10.000 auf 15.000 Tonnen erhöht worden. 

Die Brände aus dem Jahre 2018 sollen sich auf der Pohlschen Heide nicht wiederholen. Daher begrenzt die KAVG die Kapazität wieder auf die grundsätzlich genehmigten 10.000 Tonnen und kann aus Gründen der Brandlastminimierung und Genehmigung hier auch keine weiteren Mengen zwischenlagern. 

Insofern ist die KAVG gezwungen, sich den verminderten Absatzmöglichkeiten am Ersatzbrennstoffmarkt anzupassen und kann nicht die geplanten 150 Tonnen Gewerbemüll pro Tage annehmen. Um die Verwertung andienungspflichtiger Abfälle privater Herkunft nicht zu gefährden, ist aktuell die Anlieferung von Gewerbemüll auf 75 Tonnen pro Tag begrenzt. 

In enger Abstimmung mit den Heizkraftwerkbetreibern und hiesigen Containerdiensten wird die Situation stetig neu analysiert und Möglichkeiten der Ersatzbrennstoffanlieferungen abgesprochen. Sollten sich die Abnahmemengen wieder normalisieren, werden die Anlieferungen für Gewerbeabfälle am Entsorgungszentrum Pohlsche Heide umgehend wieder hochgesetzt. 

Darüber hinaus muss ganz konkret über eine Entkoppelung vom EBS-Markt nachgedacht werden. Es ist nicht einzusehen, dass bester aufbereiteter CO 2 neutraler Ersatzbrennstoff über Hunderte von Kilometern unter Energieeinsatz auf der Autobahn zur energetischen Verwertung gefahren wird. Viel besser wäre eine Lösung durch Kapazitätserweiterung vor Ort.
(Text: Kreis-Abfall-Verwertungs-Gesellschaft / 
Fotos: Iris Aumann)