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Ernste Lage: Kreis Herford erreicht 2. Gefahrenstufe

Kreis Herford -

Diagramm HerfordLandrat Jürgen Müller, Krisenstabsleiter Markus Altenhöner, Dezernent Norbert Burmann und Kreis-Gesundheitsamtsleiterin Dr. Marie-Luise Kluger haben an diesem Donnerstag im Kreishaus über die aktuelle Corona-Lage im Kreis Herford informiert.

Die Infektionszahlen steigen wie gesamten Bundestrend auch im Kreis Herford in den vergangenen Wochen wieder an. Seit Mittwoch sind 45 Corona-Infektionen im Kreis Herford dazu gekommen. Die Zahl der Genesenen steigt von 727 auf 729 leicht an. Kreisweit gibt es aktuell (Stand 22.10.2020) 163 infizierte Personen. Insgesamt sind im Kreisgebiet 900 bestätigte Infektionen bekannt.

Der Inzidenzwert liegt nach den Berechnungen des Kreises demnach aktuell bei 55 und überschreitet damit die Grenze von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner. Wegen einer digitalen Panne beim Landeszentrum für Gesundheit NRW (LZG NRW) sind die Daten allerdings noch nicht offiziell bestätigt. Die Datenbank des LZG weist deshalb für den Kreis Herford immer noch einen Inzidenzwert von unter 50 auf.

Eine Allgemeinverfügung bezüglich der zweiten Gefahrenstufe der Corona-Schutzverordnung kann vom Kreis Herford aus juristischen Gründen jedoch erst erlassen werden, wenn das LZG eine 7-Tage-Inzidenz von 50 Fällen pro 100.000 Einwohner amtlich bestätigt (§ 15 Abs. 2 CoronaSchVO NRW). Deshalb wird die nötige Allgemeinverfügung frühestens am Samstag ab 0 Uhr gelten. Ab dann gelten auch die in der aktuellen Corona-Schutzverordnung verstärkten Maßnahmen. „Wir empfehlen unseren Bürgerinnen und Bürgern dennoch, bereits jetzt alle Kontakte so weit wie möglich zu reduzieren. Das ist wichtig, um sich selbst und alle anderen so gut es geht zu schützen“, so Krisenstabsleiter Markus Altenhöner. Einen Überblick über die Vorgaben der Corona-Schutzverordnung siehe weiter unten!

Im Kreis Herford gibt es insgesamt acht Todesfälle, wobei 6 (laut Totenschein) an Corona verstorben sind und 2 mit Corona. Derzeit befinden sich 8 Personen in stationärer Behandlung, keiner davon befindet sich in der Intensivbehandlung oder muss künstlich beatmet werden.

Die aktuell infizierten Personen verteilen sich auf Herford (55), Spenge (6), Bünde (44), Löhne (22), Vlotho (9), Enger (13), Rödinghausen (8), Hiddenhausen (4) und Kirchlengern (2).

Landrat Jürgen Müller mit einer Einschätzung der Lage:

„Es ist auch im Kreis Herford nicht mehr kurz vor 12 Uhr – es ist 12 Uhr. Die Lage ist ernst, aber der Kreis und die Städte sind gut vorbereitet – bereits in der Region und im Land liegen viele Kreise und kreisfreien Städte seit Tagen über dem Inzidenzwert 50. Die Entwicklung deutete sich in den vergangenen Tagen an – tatsächlich gibt es derzeit eine besonders rasant ansteigende Zahl der Fälle. Wir können aber im Kreisgebiet bisher die Fälle gut einordnen.

Für uns ist wichtig, dass wir alle Infektionsketten nachverfolgen können und die Situation in unseren Krankenhäusern übersichtlich bleibt. Beides ist nach wie vor der Fall. Wir stocken allerdings nun wieder unser Personal bei der Kontaktverfolgung auf. Über ein sogenanntes „Amtshilferersuchen“ greifen auch wir nun auf das Angebot der Bundeswehr zurück und fordern zusätzliche Kräfte an. Wir werden in der Kreisverwaltung eine eigene Abteilung einführen, die sich ausschließlich mit der Pandemie beschäftigt, denn eins ist klar: Wir werden auch langfristig mit Corona leben müssen und mit dem nötigen Mehraufwand, der dadurch für uns als Verwaltung entsteht.“

Informationen zum Infektionsgeschehen

Das Gesundheitsamt arbeitet unter Hochdruck. Die aktuell hohe Zahl an Neuinfizierten lässt sich derzeit auf kein konkretes Geschehen zurückführen und verteilt sich quer durch alle Kommunen des Kreises. Es handelt sich häufig um Kontaktpersonen bereits Infizierter und häufig auch um Familien, die sich gegenseitig anstecken. Nach wie vor ist die Zahl der neuinfizierten Kontaktpersonen steigend, so Dr. Marie-Luise Kluger, Leiterin des Gesundheitsamtes: „Das Infektionsgeschehen ist allgemein sehr hoch – das hatten wir für den Herbst erwartet. Eine Infektionswelle in dieser Jahreszeit ist typisch. Entsprechend hoch sind auch die Anzahl der Tests, die derzeit durchgeführt werden, deshalb werden die Zahlen auch weiter steigen.“

Lage in den Krankenhäusern

Derzeit 8 stationäre Fälle, keiner davon befindet sich in der Intensivbehandlung oder muss künstlich beatmet werden. „Bisher haben wir wenig Schwererkrankte unter den Infizierten, aber die Erfahrung lehrt mich, dass auch das nicht so bleiben wird“, skizziert Dr. Kluger weiter.

Das Testzentrum der Oststraße in Herford erweitert seine Öffnungszeiten

Ab dem kommenden Wochenende, 24. Oktober 2020, ist das Zentrum auch Samstag und Sonntag von 10-14 Uhr geöffnet. Die Herforder Testzentrum befindet sich in der Oststraße 23 und ist montags bis freitags zwischen 12 und 19 Uhr geöffnet. Ein weiteres Testzentrum gibt es in Bünde in der zentralen Notfallpraxis an der Viktoriastraße. In Bünde werden montags, dienstags und donnerstags zwischen 14:00 und 17:30 Uhr Tests durchgeführt.

Infekt-Sprechstunden am Samstag

In den Herbst- und Wintermonaten werden neben der flächendeckenden Versorgung von Infekt-Patienten an Werktagen nun ausgewählte Arztpraxen an Samstagen zusätzliche Infekt-Sprechstunden anbieten. In der Zeit von 09:00 bis 13:00 Uhr können sich dort Patienten mit Infektionen der oberen Atemwege, Husten, Schnupfen, Halsschmerzen etc. vorstellen. Dieser Service der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte und der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe wird nach Bedarf und lokalem Infektionsgeschehen angepasst. Das heißt: Nicht überall und an jedem Samstag bieten Praxen die Infekt-Sprechstunden an. Bitte rufen Sie in jedem Fall vorher in der jeweiligen Praxis an, um sich anzumelden!

Situation Kontaktpersonen-Management

Im Gesundheitsamt des Kreises Herford sind derzeit 43 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Kontaktpersonen-Management tätig, hinzu kommen noch 11 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Verwaltungsbereich. Es wurden zusätzliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingestellt, die anderen stammen aus den anderen Abteilungen des Gesundheitsamtes sowie der übrigen Kreisverwaltung. Für die Kontaktpersonen-Nachverfolgung gibt es ein Basisteam, das immer im Einsatz ist. Ab Montag (26.10.2020). werden 10 Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr das Kontaktpersonen-Management für 4 Wochen personell unterstützen.

„Wenn sich die Infektionszahlen wie derzeit erhöhen, unterstützen zunächst geschulte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus verschiedenen Ämtern. Darüber hinaus haben wir jetzt Amtshilfe bei der Bundeswehr angefordert und wir werden weitere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für diesen Bereich einstellen“, so Dezernent Norbert Burmann. Derzeit befinden sich über 900 Menschen im Kreis Herford in Quarantäne, die durch das Kontaktpersonen-Management betreut werden.

Lage Bürgertelefon: Seit dem 5.März 2020 gibt es das Bürgertelefon des Kreises (Tel. 05221 – 13 15 00). Das Bürgertelefon wird nach wie vor sehr gut genutzt und ist Zentrale für Fragen und Anliegen jeglicher Art, die mit dem Corona-Virus und seinen Folgen zu tun haben. Über 15.000 Anrufe sind bislang beim Bürgertelefon eingegangen.  Besetzt ist die Zentrale von montags bis donnerstags von 8 bis 16 Uhr und freitags von 8 bis 14 Uhr.

Burmann ergänzt: „Aktuell nimmt die Zahl der Anrufe wieder zu. Das ist aufgrund der steigenden Zahlen verständlich. Daher werden wir das Bürgertelefon auch am kommenden Wochenende besetzen, um Auskünfte zu den aktuell zu beachtenden Regelungen zu geben.“

Allgemeine Lage / Vorgehen Krisenstab

Der Krisenstab des Kreises tagt derzeit alle zwei Tage und wird je nach Bedarf besetzt. Derzeit sind dabei: Ordnungsamt, Gesundheitsamt, Personalamt und die Pressestelle des Kreises. Wird das Geschehen dynamischer, kommen mitunter auch Vertreterinnen und Vertreter der Krankenhäuser, der Polizei und des Rettungsdienstes, der Schulen, der Kindertageseinrichtungen oder der Altenheime dazu.

Landrat und Krisenstab tauschen sich darüber hinaus eng mit den Bürgermeistern der 9 Kommunen aus, sowie mit den umliegenden Kreisen und der kreisfreien Stadt Bielefeld. „Wir arbeiten Hand in Hand, damit wir im Kreis Herford und möglichst auch in der Region OWL einheitliche Regeln haben. Die Zusammenarbeit ist gut und wichtig. Seit Anfang März arbeiten wir gemeinsam im Krisenstab und haben viel Erfahrung gesammelt. Bei neuen Herausforderungen profitieren wir davon“, so Markus Altenhöner, Leiter des Krisenstabs.

Lage in den Schulen

Derzeit Herbstferien: An insgesamt 18 Schulen gibt es bestätigte Fälle. Infektionen von 23 Schülerinnen und Schülern und  beim Schulpersonal. Hinweis: Nach Verordnung des Landes NRW gilt ab Montag, 26. Oktober 2020, eine Maskenpflicht in den Schulen ab der Sekundarstufe 1. An Grundschulen gilt ebenfalls eine Maskenpflicht, aber nicht am Platz.

Lage in den Kitas: Eine Kita mit bestätigten Fall in Löhne Gohfeld

Lage in der Pflege/Eingliederungshilfe: Ein ambulanter Pflegedienst betroffen (Infektion Pflegekraft), eine vollstationäre Pflegeeinrichtung mit einem Fall – kein Übergreifen auf Bewohner!

Der Kreis Herford erlässt wegen der neuen Lage (Inzidenz 50, Gefahrenstufe 2) eine zweite entsprechende Allgemeinverfügung, die voraussichtlich am Samstag, 24.10.2020 um 0:00 Uhr in Kraft tritt. Sie basiert auf den in der Corona-Schutzverordnung festgelegten Maßnahmen des Landes NRW.

Zusammengestellte gekürzte Hinweise: Was ändert sich in der aktuellen Corona-Schutzverordnung vom 17.10.2020 bei Inzidenz 50:

Verpflichtende Maßnahmen bei einer 7-Tages-Inzidenz > 35 ("Gefahrenstufe I")

  • Begrenzung der Teilnehmerzahl bei Festen aus herausragendem Anlass auf 25 Personen
  • Begrenzung Teilnehmerzahl bei Veranstaltungen/Versammlungen/Kongressen auf 1.000 Personen
  • Maskenplicht auch am Sitz- und Stehplatz:

Bei Konzerten und Aufführungen sowie bei sonstigen Veranstaltungen und Versammlungen in geschlossenen Räumen muss ein Mund-Nasen-Schutz auch am Sitz- oder Stehplatz getragen werden. Auch für Zuschauer bei Sportveranstaltungen (drinnen und draußen) gilt diese Regelung.

  • Einhaltung des Mindestabstandes von 1,5 Metern (auch bei festen Sitzplätzen und Vorliegen eines namentlichen Sitzplans):

-bei Veranstaltungen, Versammlungen oder Angebote

-bei internen Unterrichtsveranstaltungen, praktischen Übungen und Prüfungen im öffentlichen Dienst

-bei Bildungsangeboten oder Prüfungen von außerschulischen Einrichtungen und Organisationen

-bei Konzerten, Aufführungen in öffentlichen oder privaten Kultureinrichtungen

-beim Betrieb von Ausflugsfahrten mit Schiffen, Kutschen, historischen Eisenbahnen u. ä.

 

Gefährdungsstufe 2: Ab Inzidenzwert 50: Gefährdungsstufe 2

 

·        Begrenzung Teilnehmerzahl bei Festen aus herausragendem Anlass außerhalb des privaten Raums auf 10 Personen

·         Begrenzung Teilnehmerzahl bei Veranstaltungen/Versammlungen/Kongressen auf 100 Personen ab dem vierten Tag nach Feststellung (= ab Dienstag, den 27.10.2020)

Ausnahme:
Vorlage eines besonderen Hygiene- und Infektionsschutzkonzeptes bis drei Tage vor Veranstaltung (dann max. 500 Personen im Freien und 250 Personen in Innenräumen)

·         „Sperrstunde“:
Der Betrieb gastronomischer Einrichtungen und der Verkauf alkoholischer Getränke ist von 23 Uhr bis 6 Uhr unzulässig.

·         Begrenzung der Gruppengröße bei Zusammenkünften in der Öffentlichkeit außerhalb von Familien oder Personen zweier Hausstände auf 5 Personen.

  • Ausweitung der Pflicht zum Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung auf die folgenden Bereiche des Kreises Herford:
    • Stadt Herford:
      das Stadtgebiet innerhalb des Walls, mit Ausnahme des Walls selbst

(Text: Petra Scholz / Grafik: Kreis Herford)