• Lübbecke
  • Espelkamp
  • Rahden
  • Pr. Oldendorf
  • Hüllhorst
  • Stemwede

NABU lehnt Erweiterung der Pohlschen Heide ab

Minden-Lübbecke -

„Jetzt wurde über die Presse bekannt, dass der Kreis im Umfang von 14 Hektar Wald, das entspricht ca. 20 Fußballfeldern, nördlich der Betriebsflächen der Pohlschen Heide abholzen will, um die Deponie zu erweitern“, heißt es in einer Stellungnahme des NABU Minden-Lübbecke. Die Naturschutz-Organisation lehnt jede Erweiterung der Mülldeponie Pohlsche Heide kategorisch ab und fordert stattdessen „eine klimaschützende und Wald erhaltende Abfallwirtschaft auf der Pohlschen Heide und keine Abfälle aus dem Rest der Republik. Sie fordert den Schutz einzigartiger Vogel- und Fledermausvorkommen, keine weitere Waldbeseitigung und den Schutz der nicht ersetzbaren Ressource Boden sowie der Anwohner vor weiterem Verkehrs- und Lärmaufkommen.“

Weiter heißt es in der von Lothar Meckling unterzeichneten NABU-Stellungnahme: „Die Regenwälder weltweit brennen und Klimaaktivisten, Kommunen und Politik fordern die Verantwortung eines jeden von uns für den Klimaschutz. Landrat und Umweltdezernent machen Reklame fürs Bäumepflanzen. Und nun sollen auf der Pohlschen Heide 10.000 oder mehr Bäume gefällt werden? Noch am 7.1.2016 hieß es im Mindener Tageblatt, die Deponie müsse nicht erweitert werden, und ein teures Expertengutachten des Kreises eröffnete die Möglichkeiten des teilweise Rückbaus der Deponie, um Fläche zu sparen. Auch im beschlossenen Abfallwirtschaftskonzept des Kreises wird eine Erweiterung der Deponie nicht für erforderlich gehalten. Ist das für die Politik nicht mehr relevant? Bei sinkenden Hausmüllmengen fragt sich der NABU Minden-Lübbecke, wie das sein kann. 

Es drängt sich der Verdacht auf, dass zusätzliche Gewerbeabfälle für die Deponie akquiriert und diese nun erweitert werden soll. Mit dem Kreis Diepholz gibt es ohnehin schon eine Kooperation. Man will nicht ältere Einlagerungsabschnitte rückbauen, wie noch 2016 von der Politik als zukunftsweisend angedacht, und Abfälle wieder herausholen, sondern die Deponie um zusätzliche Flächen für weitere Abfälle erweitern. Im Dezember 2019 soll die Planung vergeben werden. 

Bislang war die Pohlsche Heide eine Deponie, die vornehmlich für die Bürger des Kreises Minden-Lübbecke betrieben wurde und von ihren Gebühren finanziert wird. Das soll sich nun ändern. Mit Sicherheit bedeutet dies Investitionen von Millionenbeträgen im zweistelligen Bereich. Auch der Rückbau würde teuer, aber er würde Fläche und Wald schonen. 

Ein weiterer Plan des Kreises ist es, ein neues Gewerbegebiet auf der Pohlschen Heide zu genehmigen. Bislang ist das am Widerstand der Bezirksregierung gescheitert. Darin sollten Firmen der Recycling- und Energiewirtschaft angesiedelt werden. 

Anzeige

Der Bau der Mechanisch Biologischen Abfallbehandlungsanlage auf der Pohlschen Heide war 2005 wirklich innovativ und richtig. Nun sind die neuen Planungen, was die auf dem Gelände der Pohlschen Heide geplanten s.g. Smart Recycling Factories machen sollen, völlig unkonkret. Zusammenarbeit mit Industrie und Hochschulen sind die Schlagworte. Recycling im industriellen Maßstab. Wird Minden-Lübbecke ab 2024 die Spitze der Recyclingforschung einnehmen? Hat die Industrie in Deutschland zu Recyclingmethoden 30 Jahre lang ein Geschäftsmodell verschlafen? Oder sind sie das Feigenblattargument, um die Fortführung rückwärtsgerichteter Konzepte der Flächeninanspruchnahme zu kaschieren? Auf jeden Fall sind erhebliche Zweifel angebracht. Und wenn, warum müssen diese Firmen auf der Pohlschen Heide angesiedelt werden? Dies könnte in jedem Gewerbegebiet passieren. 

Neben dem Ausbau der Fläche für die vermischten und verunreinigten Hausmüllabfälle soll auch Platz für Monodeponien z.B. für Asche aus der Klärschlammverbrennung Ostwestfalens und vielleicht noch darüber hinaus geschaffen werden, um später Phosphat daraus zurückzugewinnen. Dies erläuterte der Bau- und Umweltdezernent des Kreises Anfang des Jahres 2019 dem NABU-Vorstand. Heute, wenig später, weiß man, dass es notwendig ist, das Phosphat direkt nach der Verbrennung aus der Asche zu holen. Auch hier stellt sich die Frage, ob als Begründung für fortlaufende Erweiterungen nicht immer nur neue Argumente gesucht werden. Zumal der Umgang mit dem Klärschlamm noch nicht einmal auf kommunaler Ebene entschieden ist. 

Bereits die Planung des Windparks vor einigen Jahren war wegen der einzigartigen Vogel- und Fledermausartenvorkommen und -dichten im angrenzenden nördlichen Wald und im NSG Mindenerwald vom Kreis verantwortungsvoll nicht weiterverfolgt worden. Nun nach fünf Jahren seien die Erhebungen planungsrechtlich veraltet. Es wird neu erhoben und die Abholzung und Versiegelung in einem weitgehend naturnahen Freiraum im Rahmen des anstehenden Planfeststellungsverfahrens vorbereitet. 

Der Schießplatz der Kreisjägerschaft wird absehbar um einen Tontaubenschießstand erweitert, die Nutzung des nahen liegenden Übungsplatzes durch die Pioniere der Bundeswehr mit Schieß- und Sprengübungen wird ausgedehnt und das internationale Hubschrauberausbildungszentrum Bückeburg plant, hier einen Hubschrauberflugplatz zu errichten. Im angrenzenden Warmsen ist ein riesiger Windpark geplant. Nun wird das Verfahren für die noch vor vier Jahren als unnötig erachtete Erweiterung der Deponie für Abfälle auch außerhalb des Kreises eröffnet und man will ein Gewerbegebiet für Firmenansiedlung schaffen.“
(Text: Lothar Meckling - NABU Minden-Lübbecke)