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Konjunkturschwäche nicht so tiefgreifend wie letzte Krise

Minden-Lübbecke -

Die Wirtschaft in Minden-Lübbecke befindet sich aktuell in einer Konjunkturschwäche, die jedoch bei weitem nicht so tiefgreifend ausgeprägt ist wie die Krise der Jahre 2008/2009. Das geht aus dem neuen Lagebericht der Mindener Zweigstelle der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld (IHK) hervor, der am Freitag, 15. November 2019, veröffentlicht wurde. Ihm zugrunde liegen die Auswertungen zahlreicher Statistiken der zurückliegenden Monate und Stimmen aus Unternehmen aus dem Kreis Minden-Lübbecke.

IHK-HerbstbereisungVorausblickend haben die Prognoseinstitute auf Bundesebene für die Jahre 2019 und 2020 ihre Vorhersagen spürbar zurückgenommen. Gleiches gilt auch für die Prognosen der Steuereinnahmen und speziell der Gewerbesteuereinnahmen durch den Arbeitskreis „Steuerschätzungen“ vom Oktober. Demnach bleiben die Gewerbesteuereinnahmen gesamtstaatlich in den Jahren 2019 und 2020 hinter denen des Jahres 2018 zurück. Für die Jahre 2021 bis 2024 wird dann wieder durchgehend jedes Jahr gesamtstaatlich ein weiterer Einnahmerekord bei den Gewerbesteuern erwartet.

„Die Betroffenheit der Unternehmen in Minden-Lübbecke zur Konjunkturschwäche ist höchst unterschiedlich“, so IHK-Zweigstellenleiter Karl-Ernst Hunting. Große Umsatzeinbrüche und schlechte Aussichten hätten längst nicht alle Unternehmen. Das hätten die Gespräche in den letzten Wochen mit Unternehmen im Mühlenkreis gezeigt. Hunting: „Und es ist auch nicht eine allein verantwortliche Ursache des Konjunkturrückgangs auszumachen. In der Vergangenheit war das anders.“

So sei die Finanzkrise der Jahre 2008 und 2009 Folge der „Immobilienblase“ gewesen. Aktuell gäbe es aber mehrere mehr oder weniger gewichtige Ursachen. Das schaffe zusätzliche Unsicherheit bei den Unternehmen. Umso schwieriger könne gegengesteuert werden. Erforderlich sei ein bunter Strauß von notwendigen Maßnahmen und Entwicklungen auf unterschiedlichen politischen Ebenen und in verschiedenen Themenfeldern. Hunting: „Die Komplexität des Konjunkturproblems und ihrer Lösung ist anspruchsvoll.“

Auf jeden Fall würden sich durch und parallel zur momentanen Konjunkturschwäche die Strukturen in der Wirtschaft ändern: Es würde mehr Insolvenzen geben, Handelsströme würden sich ändern, Produkte sich wandeln, Konzentrationsprozesse stattfinden. Branchen würden an Bedeutung verlieren und andere an Bedeutung gewinnen. Und es werde Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt geben. Ein weiterer Aufbau von Beschäftigten wie in den vergangenen Jahren sei zunächst nicht vorstellbar. Viele Unternehmen würden versuchen, ihre Mitarbeitenden zu halten, um bei anziehender Konjunktur mit einer eingespielten und qualifizierten Mitarbeiterschaft wieder schnell agieren und Tempo aufnehmen zu können. Es sei mit einem Anstieg der Kurzarbeits-Anmeldungen zu rechnen.

Die unterschiedliche Betroffenheit der Unternehmen von der momentanen konjunkturellen Schwäche schlage sich in einer unterschiedlichen Entwicklung der Gewerbesteuereinnahmen der Städte und Gemeinden nieder. „Nachlassende Gewerbesteuereinnahmen und höhere Zahlungen der Kommunen an den Kreis wegen seiner geplanten Erhöhung der Kreisumlage dürfen jedoch nicht zu höheren Hebesätzen für Gewerbesteuer und Grundsteuer B führen“, so Hunting.
(Text: Karl-Ernst Hunting / Grafik: IHK-Zweigstelle Minden-Lübbecke)