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High Tech soll Altbaumbestand erhalten helfen

Lübbecke -

André Riehl vom Sachverständigenbüro für Grünflächenmanagement „Arbor Revital“ treibt eine Bohrung in den Boden der Parkfläche zwischen Schützen- und Wartturmstraße, in der später ein Sensor (vorn im Bild) die Bodenfeuchte überwachen wird. Im Hintergrund im Gespräch: Arbor-Revital-Geschäftsführer Alexander Borgmann (r.) und der Leiter des Bereichs Grün und Umwelt bei der Stadt Lübbecke, Armin Feiler.

André Riehl vom Sachverständigenbüro für Grünflächenmanagement „Arbor Revital“ treibt eine Bohrung in den Boden der Parkfläche zwischen Schützen- und Wartturmstraße, in der später ein Sensor (vorn im Bild) die Bodenfeuchte überwachen wird. Im Hintergrund im Gespräch: Arbor-Revital-Geschäftsführer Alexander Borgmann (r.) und der Leiter des Bereichs Grün und Umwelt bei der Stadt Lübbecke, Armin Feiler.

Bei der Pflege bedeutender städtischer Grünflächen kommt künftig fortschrittliche Technologie zum Einsatz. Mitarbeiter des städtischen Baubetriebshofes und des Fachbüros Arbor Revital aus Halle in Westfalen haben damit begonnen, an strategisch ausgewählten Stellen im Bereich des Schützenplatzes und der nördlich angrenzenden Parkfläche zwischen Schützen- und Wartturmstraße elektronische Feuchtigkeitssensoren einzubauen, die eine optimale Bewässerung der Flächen mit Hilfe einer automatischen Beregnungsanlage ermöglichen sollen.

Der Schützenplatz eignet sich aufgrund seiner Lage, Beschaffenheit und Nutzung besonders als Modellfläche. Der imposante Altbaumbestand macht das innerstädtische Naherholungsgebiet zu einer der sensibelsten Grünflächen Lübbeckes, die sich zugleich vor allem durch das Bürgerschützenfest regelmäßig intensiver Beanspruchung ausgesetzt sieht. Aus gutem Grund also steht dieser Ort schon seit Jahren besonders im Fokus der Betrachtung öffentlichen Grüns, tatkräftig unterstützt durch den ausgesprochen rührigen Förderverein Schützenplatz um den Lübbecker Meteorologen, Bürgerschützen und Anwohner Friedrich Föst.

Die lange anhaltenden Trockenphasen der Jahre 2018, 2019 und 2020 und die trockenen Frühjahre im Besonderen haben dem Baumbestand deutlich sichtbar zugesetzt. Die örtliche Situation mit durch verschiedene Faktoren „gestressten“ Altbäumen, ungünstigen Bodenverhältnissen und voraussichtlich wiederkehrenden Hitze- und Trockenperioden macht es erforderlich, neue Wege in der Grünanlagenpflege zu beschreiten. Da ein solcher Baumbestand bei entsprechenden Wetterlagen weder mit der Gießkanne, noch mit Wasserfässern oder Rasensprengern ausreichend zu versorgen ist, wird am Schützenplatz eine leistungsfähige Bewässerungsanlage in den Boden eingebaut. Da Wasser ein knappes und wertvolles Gut ist, soll sie sensorgesteuert und somit sehr gezielt und bedarfsgerecht arbeiten.

„Nicht raten, sondern wissen“

„Wir mussten einen Weg finden, in den Boden reinzugucken“, sagt der städtische Bereichsleiter Grün und Umwelt, Armin Feiler. Dichte, Zusammensetzung und Schichtung der Böden in Lübbecke variieren und mit ihnen auch die Sickergeschwindigkeit von Gießwasser und die Wasserspeicherfähigkeit des Bodens. Im Bereich des Schützenplatzes wurden deshalb umfangreiche Analysen vorgenommen, um der Bodenstruktur buchstäblich auf den Grund zu gehen sowie die Wasser- und Nährstoffversorgung zu untersuchen.

Die jetzt zum Einsatz kommenden Sensoren werden in unterschiedlichen Tiefen in den Boden getrieben und können so Aufschluss darüber geben, in welchen Schichten wie viel Feuchtigkeit vorhanden ist, wie schnell Wasser versickert oder ob sich irgendwo Staunässe bildet. „So müssen wir nicht mehr raten, wo wieviel Wasser ist, sondern werden es wissen“, so Armin Feiler. Die Daten werden per Funk über ein Niedrigenergie-Weitverkehrnetzwerk (LoRaWAN) der Stadtwerke ausgelesen und stehen in Echtzeit für die Steuerung der Beregnungsanlage zur Verfügung.

Die elektronisch überwachte Baumbewässerung ist Teil eines umfangreichen Maßnahmenpakets, mit dem die „grünen Lungen“ der Stadt erhalten und entwickelt werden sollen, am Schützenplatz und darüber hinaus. Weitere Bausteine sind Standortverbesserung durch gezielte Bepflanzungen mit bodenlockernden Arten sowie pneumatische Belüftung in Wurzelbereichen, gezieltes „Impfen“ mit Nährstofflösungen, Mistelbekämpfung, Totholzbeseitigung sowie auf den Artenschutz zielende Begleitmaßnahmen wie Umstellung der Mahdzyklen und Nisthilfen für Vögel.

Alleine in den nächsten beiden Jahren lässt sich die Stadt die dem Baumerhalt am Schützenplatz gewidmeten Aufgaben nach aktuellen Kostenschätzungen rund 350.000 Euro kosten. Armin Feiler: „Wir ziehen hier alle Register und versprechen uns davon neben dem unmittelbaren örtlichen Erfolg auch wertvolle Erkenntnisse für andere Grünanlagen im Stadtgebiet.“

Quelle und Foto: Stadt Lübbecke