• Lübbecke
  • Espelkamp
  • Rahden
  • Pr. Oldendorf
  • Hüllhorst
  • Stemwede

Friedrich Föst braucht „richtiges Wetter“

Lübbecke -

Wenn´s draußen ungemütlich wird, der Wind auffrischt, erstes Donnergrollen zu hören ist und in der Ferne erste Blitze am Himmel zucken, dann zieht sich der Normalbürger ins Haus zurück. Er schließt die Fenster, hofft, dass der Blitzableiter funktioniert, zieht womöglich auch noch die Antennenkabel raus und hofft, dass das Ganze schnell vorüber ist. Friedrich Föst, 34 Jahre alt, reagiert da völlig anders. Ihn zieht es bei solchen Gelegenheiten nach draußen, denn, wie er uns erzählt, er braucht »richtiges Wetter«.

Wir sitzen in seinem Büro in Lübbecke an der Schützenstraße, drei Monitore sind eingeschaltet und er berichtet vom bisweilen abenteuerlichen Leben eines Meteorologen, der sein Hobby zum Beruf gemacht hat. Schon im zarten Alter von 5 Jahren besaß er sein erstes Thermometer. Von Kindes-beinen habe er nach draußen gemusst, wenn´s regnete, schneite oder ordentlich stürmte.

So war nach dem Abitur am Wittekind-Gymnasium die Studienwahl nicht schwer. Metereologie, bzw. Synoptik, die die Wetterverhältnisse analysiert und Wettervorhersagen erstellt. Der Studienort war auch klar: es musste Berlin sein, »die Sammelstelle für alle Wetterverrückten«. Er war da in seinem Element: eine Handvoll Leute, mit denen man das ganze Jahr über das Wetter fabulieren konnte. Nach der Regelstudienzeit wollte er etwas anders sehen und wechselte nach Innsbruck. Auch, weil es dort »noch ganz anderes Wetter gibt als in Berlin.« Das heißt, man trifft dort auf das besondere Windsystem der Alpen mit seinen Föhneinbrüchen, richtige Starkgewitter und es gibt den Patscherkofel, auf dem Friedrich Föst sich zusammen mit seinem heutigen Schwager (natürlich auch ein Meteorologe) »160 Sachen um die Ohren blasen ließ«.

Begeistert erzählt der gebürtige Lübbecker auch vom Wetterturm auf dem Fichtenberg in Berlin-Dahlem, ein Treffpunkt für viele künftige »Wetterfrösche«, von dem aus man einen »genialen« Blick über Berlin und bei guter Wetterlage bis zum Oderbruch hat. Friedrich Föst: »Da haben wir uns getroffen, bei jedem Wetter.« Dort wurde auch ein schönes Projekt geboren worden: die »Berlin storm-chasers«. Immer auf der Suche nach einem anständigen Gewitter. Der erste Zusammenschluss dieser Art in Deutschland. Friedrich Föst: »Wenn sich was anbahnt, dann muss man schnell raus, um sich gut zu positionieren.« Da aber die Wahrscheinlichkeit für Schwergewitter in den USA größer ist, ist die Truppe 2002 für zwei Monate in die USA geflogen und hat Tornados gejagt.

Und damit wären wir wieder in Minden-Lübbecke, das laut Friedrich Föst bundesweit die höchste Tornadodichte hat. Auch in Lübbecke gebe es sehr aktives Wetter. Dabei hat das Wiehengebirge eine entscheidende Rolle. Wie die Alpen, alles nur deutlich kleiner. Er zeigt Bilder von einer Föhnmauer vor dem Wiehengebirge und kleinen linsenartig geformten Föhnwölkchen.

Und nun sitzt er wieder am Fuße des Reinebergs. Mit Frau und zwei kleinen Kindern, die im Garten spielen, während ich erstaunt erfahre, was in der kleinen dreimonitorigen Wetter-Schaltzentrale in Lübbecke alles passiert. Drei große Wetterdienste gibt es in Deutschland: den staatlichen Deutschen Wetterdienst, Meteomedia (Kachelmann} und die »MeteoGroup«, für die Friedrich Föst arbeitet. Die Firma gibt es seit 1986 und der Lübbecker hat schon als Student und später von Innsbruck aus für sie gearbeitet. Rund 400 Mitarbeiter, die in vielen Ländern Europas und auch zum Beispiel in Australien und den USA Wetter beobachten und einschätzen.

Denn darum geht es. Den Auftraggebern verlässliche Wettervoraussagen zu liefern. Kunden sind zum Beispiel Energieversorger, die mit Strom handeln. Kunden sind aber auch viele Kommunen und Kreis, die für ihren Wetterdienst möglichst exakte Wetteraussagen benötigen. So können sie zum Beispiel ihre Mitarbeiter sehr spezifisch einsetzen und Mittel sparen, weil man nicht unnötig Salz streut. In den meisten Fällen funktionierten die Prognosen. Bis 24 Stunden liegt man bei 80 bis 90 Prozent, bei drei Tagen bei 75. Darüberhinaus könne man nur von Trends sprechen.

Er arbeitet in Schichten. Die Wetterprognosen werden 24 Stunden am Tag aktualisiert, an 365 Tagen im Jahr. Ein interessanter, aber, vor allem im Winter, auch sehr anstrengender Job. Dass er ihn von Lübbecke aus machen kann, freut ihn für sich, seine Frau und vor allem die Kinder, deretwegen die Familie nach Lübbecke zurückgekehrt ist. (Text und Fotos: Horst Husemöller / Neue Umschau)