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DÜMMER EISWETTE: EIN SPEKTAKEL FÜR TAUSENDE

Dümmer -

Ein echter Publikumsmagnet ist die traditionelle Eiswette am Dümmer-See. Tausende strömen am zweiten Sonntag im Januar regelmäßig an das Westufer des Dümmers, um mitzuerleben, ob der Dümmer, wie es auf Plattdeutsch heißt, "geiht" - also offen ist - oder ob er "steiht", also zugefroren ist.
Wenn der Trubel der Weihnachtsfeiertage und des Jahreswechsels sich ein wenig gelegt hat, dann ist es an der Zeit, in Dümmerlohausen wieder einmal einen leckeren Glühwein zu trinken oder das deftige Grünkohl-Büfett aufzusuchen - beides gilt während der Eiswette als kulinarische Abwechslung und als angenehmer Zeitvertreib. Wenn aufgrund anhaltend milder Witterung klar ist, dass der Dümmer offen ist. Überaus spannend wird es dagegen dann, wenn der Frost die Wasseroberfläche mit einer Eisschicht überzogen hat. Dann traut sich die "Überprüfungskommission" nur noch aus der Luft auf den Dümmer-See: Aus einer Gondel heraus, die an einem riesigen Kranausleger hängend über der Eisfläche schwebt, wird die Beschaffenheit in Augenschein genommen. Ein Raunen geht durch die Reihen der Augenzeugen, wenn dann das Eis knackt und die vielen dort arbeitenden Presse- und Fernsehvertreter nasse Füße bekommen...
Ganz gleich, ob der Test per Gondel über dem Eis oder per Boot auf dem Wasser durchgeführt wird - der Veranstalter des Ereignisses, die Tourist-Information Erholungsgebiet Dammer Berge, ist sich stets prominenter Unterstützung sicher. So sind in der Liste der Wettpaten so illustre Namen wie die der Politiker Rudolf Seiters, Guido Westerwelle und Henning Scherf zu finden, die niedersächsischen Landwirtschaftsminister Uwe Bartels und Hans-Heinrich Ehlen waren dabei, aber auch Weltklasse-Springreiter Paul Schockemöhle war schon Wettpate. Im vergangenen Jahr war es NDR-Moderator Ludger Abeln, der als Wettpate mit dem Helikopter eingeflogen wurde. Mit dem Auftritt der Prominenz ist die Eiswette noch lange nicht vorbei. Vielmehr hat das Event zahlreiche Facetten: Etwa die Wahl der Grünkohlmajestät, Live-Konzerte von Jazzbands, Shantychören und Spielmannszügen, Star-Interpreten, die Präsentation von Kunstwerken und Fallschirmsprüngen. Und wenn der Landkreis Vechta in sein Jugend- und Freizeitzentrum lädt, dann sind dort die Mittagstisch- und Kaffeetafeln bis auf den letzten Platz besetzt. Sobald der See bei stabiler Kaltwetterlage zugefroren ist, kann man auf dem Dümmer Schlittschuh laufen, Eishockey spielen, Eissegeln oder sich sogar mit einem Traktor samt Schlitten übers Eis ziehen lassen. Die Veranstalter rechneten auch in diesem Jahr mit einer Menschenansammlung von über 10.000 Personen, die an der Eisparty auf dem Dümmer teilnehmen wollten.
Das milde Winterwetter lockte am vergangenen Sonntag erneut Tausende ins beschauliche Dümmerlohausen. An der Eiswette nahmen 1000 Personen teil. Pünktlich um 15 Uhr war der Überraschungsgast, Landrat Albert Focke aus Vechta, mit einem Helikopter eingeflogen worden. Nach einer kurzen Ansprache ging es dann zur Sache. Vor den Augen der Weltpresse wurde mit einem Traktor ein 75 Kg schwerer Sack auf einer Fläche von einem Quadratmeter auf dem Dümmer abgelegt. In den letzten Tage herrschten hierzulande milde Temperaturen, und so stand für die meisten Beobachter fest, dass der Sack wohl im Dümmer versinken werde. Nach 60 Sekunden lag der 75 Kg Sack immer noch oben auf, und 735 Wettteilnehmer konnten jubeln. Die hatten nämlich auf "de Dümmer steiht" getippt und gewonnen. Bei fünf Euro Einsatz gab es immerhin 4,56 Euro zurück. Die 265 Wettteilnehmer, die auf "de Dümmer geiht" gesetzt hatten, gingen leider leer aus. Anschließend wurde das Ergebnis von der Notarin Maria Anna Liening aus Holdorf so bestätigt. Heini Huck vom Moorhof in Oppenwehe sorgte mit seinem Bus für einen Shuttleservice, damit es bei der Personenbeförderung zum Festplatz und zurück zu keinem Stau kam.
Der Dümmer ist nach dem Steinhuder Meer der zweitgrößte See in Niedersachsen. Er bietet mit sei-ner Wasserfläche von rund 13,5 Quadratkilometrern - die Fläche innerhalb des Ringdeiches ein-schließlich der Verlandungszonen beträgt 16 Quadratkilometer - und einer maximalen Wassertiefe von nur 1,50 Meter günstige Bade- und Wassersportmöglichkeiten. Der Flachsee mit entsprechend flachen Stränden am West- und am Ostufer ist von Nord nach Süd maximal fünf Kilometer lang und von West nach Ost maximal 3,4 Kilometer breit.
Der Wasserkörper wird von der Hunte durchflossen. Sie verlässt den See in mehreren Armen, deren größter nicht der "Hunte", sondern der Lohne genannte Arm ist. Weitere Arme sind die Grawiede und - künstlich - Wätering, Dorflohne, Schoddenlohne und Omptedakanal. Erst 13 Kilometer nördlich des Sees und drei Kilometer nördlich von Diepholz sind alle Huntearme wieder vereint. Der fischreiche See, der auch Brut- und Rastplatz für Gänse, Reiher, Schwalben, Singvögel aller Art, Stare und der bei uns selten gewordene Fischadler ist, weist eine vielfältige Flora und Fauna auf. Deshalb stehen das West- und das Südufer des Sees weitgehend unter Naturschutz.
Obwohl der See durchschnittlich nur etwa einen Meter tief ist, sorgen recht wasserreiche Quellen und auch die Hunte dafür, dass sein Wasserstand relativ konstant ist. Früher sorgten diese Zuflüsse in Verbindung mit starkem Niederschlag regelmäßig für Überschwemmungen, so dass man in den 1940er Jahren damit begann, den See weiträumig einzudeichen. Die Eindeichung bewirkte, dass sich durch die ausbleibenden jährlichen Überschwemmungen immer größere Algenbestände im See bildeten und somit den meisten anderen Lebewesen den Sauerstoff entzogen. Der niedrige Wasserstand rührt durch starke Verschlammung her, ebenfalls eine Folge der Eindeichung. Mit der Hilfe von einigen Schleusen wurde es möglich, diese Hochwassereinbrüche künstlich zu steuern, ohne dabei stark in die Natur einzugreifen. Dennoch leidet der Dümmer an starkem Nährstoffeintrag durch intensive Landwirtschaft. (Text: Presse - BILD - Agentur NOKEM, www.menschen-tiere-schicksale.de, Telefon: 0171-38 889 26 Telefon: 05741-29 64 21, E-Mail: nokempress@t-online.de