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Der beste Müll ist der, der gar nicht erst entsteht

Lübbecke -

Müllaktion
Die Schülerinnen und Schüler des Berufskollegs nach der Sammelaktion. Foto: Janine Küchhold - Kreis Minden-Lübbecke

Auf dem Gelände vor dem Berufskolleg und vor der Kreissporthalle in Lübbecke ist einiges los: Rund 90 Schülerinnen und Schüler des Berufskollegs, ausgestattet mit blauen Säcken und Zangen, sind auf der Suche nach wildem Müll. Und sie werden fündig. 40 blaue Säcke sind nach 45 Minuten prall gefüllt. Die Müllsammelaktion ist einer von vielen Programmpunkten innerhalb der Aktionswoche „Wir sind gegen Müll“, die das Berufskolleg unter der Federführung von Lehrerin Birgit Rohlfing, in Kooperation mit der Umweltberatung der Verbraucherzentrale und dem Kreis Minden-Lübbecke sowie der KAVG und der Firma Budde in Eickhorst gestartet hat.

Die Vermüllung des Schulgeländes und der Parkplätze drum herum ist ein Problem, das Rohlfing, Lehrerin für Ernährung und Hauswirtschaft, schon länger umtreibt. Daher sei für sie klar gewesen, dass etwas getan werden müsse. „Zu dieser Jahreszeit sieht man den Müll wenigstens noch, da können wir noch reagieren. Wenn erst alles wieder grün ist und wächst, lässt sich nicht mehr viel machen.“ Gemeinsam mit Schulleiter Stefan Becker habe sie daher schon seit einigen Monaten überlegt, eine Aktionswoche gegen Müll ins Leben zu rufen.

Auch Gerd Sander-Nather aus dem Umweltamt des Kreises Minden-Lübbecke beschäftigt sich schon länger mit der Frage, wie aktiver gegen die zunehmende Vermüllung vorgegangen werden könne. Aus diesen Überlegungen ist die Idee zu einem Littering-Projekt entstanden. Littering beschreibt das Wegwerfen von Müll in die Umgebung. „Wichtig“, sagt Sander-Nather, „ist es, dass wir viel mehr Aufklärungsarbeit darüber leisten, wie gefährlich wilder Müll in der Natur ist.“ Verstehen könne er nicht, wieso immer noch so viele Menschen ihren Müll in die Landschaft werfen. „Es ist doch heutzutage so einfach, den Müll richtig zu entsorgen“, so Sander-Nather weiter.

Anfang des Jahres 2019 hat Sander-Nather daher einen Aufruf für Müllsammelaktionen im gesamten Kreisgebiet gestartet. Viele Städte und Gemeinden beteiligen sich zwar bereits an der „Aktion saubere Landschaft“, Ziel des Umweltamtes sei allerdings, noch mehr Menschen zum Müllsammeln zu animieren und vor allem: die bereits seit Jahren mit sehr viel Engagement laufenden Aktionen der Bürgerinnen und Bürger auch öffentlich zu machen. Auf diesem Wege könne eine größere Sensibilität zum Thema „wilder Müll“ und zu „Müllvermeidung“ entstehen.

Das Berufskolleg Lübbecke war ebenfalls Adressat des Aufrufs. Danach sei für Rohlfing und Becker klar gewesen, dass es eine Aktionswoche geben wird – und das möglichst, bevor die Landschaft wieder blüht. Dass sich so viele Schülerinnen und Schüler an der Aktion beteiligen werden, habe Rohlfing nicht gedacht. „Etwa 70 Schülerinnen und Schüler haben sich im Vorfeld angemeldet. Heute sind aber definitiv mehr als 70 gekommen um Müll zu sammeln.“ Zur Belohnung gab es für die fleißigsten Sammlerinnen und Sammler einen To-Go-Mehrwegbecher vom Berufskolleg. Diese Becher werden künftig auch über den Office-Shop des Berufskollegs verkauft.

Müllaktion
Auf einem Plakat haben die Schülerinnen und Schüler ihre Gedanken zu To-Go-Bechern zusammengefasst. Foto: Janine Küchhold - Kreis Minden-Lübbecke

Passend zum Motto „Wir sind gegen Müll“ haben die Schülerinnen und Schüler auch eine Ausstellung vorbereitet, die für den Zeitraum der Aktionswoche Besucherinnen und Besuchern offenstand. Themen wie umweltschädliche Reinigungsmittel und umweltfreundliches Reinigen, Müllvermeidung beim Einkaufen und im Haushalt, Mikroplastik im Make-Up sowie Recycling von unterschiedlichen Plastiksorten wurden auf Plakaten grafisch dargestellt. Selbst Schülerinnen und Schüler, die nicht direkt an der Aktionswoche beteiligt sind, haben so die Möglichkeit, sich in den Pausen schlau zu machen.

Die Umweltberatung der Verbraucherzentrale hat gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern zudem eine Bildausstellung zum Thema „Wilder Müll“ organisiert und an einem Infostand über Mülltrennung und Plastikvermeidung informiert. „Nur was richtig getrennt wurde, wird auch recycelt. Deshalb ist es wichtig, dass jeder von uns mithilft“, sagt Cornelia Franke-Röthemeyer von der Beratungsstelle der Verbraucherzentrale NRW im Kreis Minden-Lübbecke. „Dabei gilt die Devise: Der beste Müll ist der, der gar nicht erst entsteht. 

Für reichlich Verpflegung während der Sammelaktion hat die Klasse der Ausbildungsvorbereitung Ernährung und Hauswirtschaft gesorgt. Die Klasse hat die Müllsammelaktion nicht nur mit vorbereitet, sondern für die Sammlerinnen und Sammler auch einen Snack für die Pause zubereitet. Im Rahmen der Aktionswoche haben die Schülerinnen und Schüler der Hauswirtschaftsklasse auf Anregung der Verbraucherzentrale außerdem eine Bodenzeitung erstellt, bei der sie sich auch kritisch mit dem eigenen Konsumverhalten auseinandersetzen konnten. „Vor allem die To-Go-Wegwerfbecher werden wohl künftig seltener am Berufskolleg in Lübbecke zu sehen sein“, so Pina Rennegarbe von der Umweltberatung der Verbraucherzentrale.  

Die Mulde, die von der Firma Budde zur Verfügung gestellt wurde, war am Ende der Aktion gut gefüllt. Und wo der gesammelte Müll am Ende landet, konnten sich die Schülerinnen und Schüler auch gleich ansehen, denn: Zum Abschluss der Aktionswoche hat die KreisAbfallVerwertungsGesellschaft (KAVG) zu einer Besichtigung der Pohlschen Heide des Kreises Minden-Lübbecke eingeladen. Am Ende der Aktion stand für alle Beteiligten fest, dass sich die Müllsammelaktion gelohnt hat. Vor allem aber, sagt Rohlfing, habe die Aktion zum Nachdenken darüber angeregt, wie wir künftig mit unserer Umwelt umgehen wollen.
(Text: Janine Küchhold – Kreis Minden-Lübbecke)