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100 Jahre Engagement von und für Frauen

Minden-Lübbecke -

AG der Frauengruppen und engagierten Frauen im Kreis Minden-Lübbecke

Sabine Hauptmeier, Vorsitzende der AG der Frauengruppen und engagierten Frauen im Kreis Minden-Lübbecke, und Mariele Lohmeyer, Vorsitzende des Netzwerks Mindener Frauen e.V., begrüßen die Gäste bei der Jubiläumsfeier. Foto: Dorine Vaessen

„Macht euch auf den Weg, tut euch zusammen und erreicht etwas!“ Mit diesem Appell an die junge Generation beendete Ute Linnemann ihre Festrede beim Jubiläum anlässlich des hundertjährigen Bestehens des ehemaligen Deutschen Hausfrauenbundes (heute „Netzwerk Mindener Frauen e.V.“) und des 60jährigen Bestehens der Arbeitsgemeinschaft von Frauengruppen und engagierten Bürgerinnen im Kreis Minden-Lübbecke.

Rund 80 Frauen hatten den Weg ins Sommerbad in Minden gefunden, um mit einem fröhlichen Fest im Freien das Jubiläum zu begehen. Auch zwei Männer gehörten zu den Gästen. Achim Post, Bundestagsabgeordneter, und Reinhard Wandtke als Stellvertreter der Landrätin gesellten sich zu den Feiernden. Auch Christina Weng, Landtagsabgeordnete, und die stellv. Bürgermeisterin von Porta Westfalica, Anke Grotjohann, ließen es sich nicht nehmen, dabei zu sein.

Die Mindener „Margaritkes“ sorgten für die musikalische Untermalung mit Gypsymusik, Walzer, Klezmer, Polka und Swing.

Amal Hamdan hatte mit mehreren jungen Frauen ein libanesisch-türkisches Fingerfood-Buffet gezaubert, das neben der Sommerbadküche dafür sorgte, dass niemand hungrig nach Hause gehen musste.

Sabine Hauptmeier, Vorsitzende der AG Frauen, und Mariele Lohmeyer, Vorsitzende des Netzwerks Mindener Frauen e.V. begrüßten die Gäste und dankten allen, die an der Vorbereitung des Fests beteiligt waren, vor allem aber Kathrin Kosiek als Vorsitzender des Sommerbadvereins für die Möglichkeit dort zu feiern.

Reinhard Wandtke wies in seinem Grußwort auf die besonderen Leistungen von Frauen in den Zeiten der Pandemie hin und dankte für das jahrzehntelange Engagement.

Ulrieke Schulze, stellvertretende Bürgermeisterin der Stadt Minden, erinnerte in ihrem Grußwort auch an die bedrückende Lage der Frauen in Afghanistan und in Belarus, die zurzeit keine Möglichkeit für fröhliche Feiern haben, sondern um ihr Leben und politische Freiheit kämpfen müssen.

Ute Linnemann, Vorsitzende des Hausfrauenbunds von 1979 bis 2005, dazu Vorsitzende der AG Frauen von 1976 bis 1999, war prädestiniert, den Festvortrag zu halten. Sie kennt die Geschichte beider Organisationen wie keine andere. Ihr humorvoller Vortrag, gespickt mit Anekdoten und kleinen Geschichten aus den letzten 50 Jahren, provozierte immer wieder Gelächter und fand große Zustimmung.

Schon 1915 wurde in Berlin der „Deutsche Verband der Hausfrauen“ von Hedwig Heyl als Verein gegründet. Im Jahr 1920 folgte die Gründung des „Hausfrauen-Vereins“ in Minden. Schwerpunkte der Arbeit damals waren die hauswirtschaftliche Bildung, die Klärung der Dienstbotenfrage (hier ging es um verbindliche Regelungen für im Haushalt tätige Frauen und Mädchen) und die Gründung des „Testinstituts für Hauswirtschaft“, der Vorläuferorganisation der „Stiftung Warentest“ von heute. In der Nazizeit wurden die Vereine aufgelöst und erst 1949 auf dem Gebiet der Bundesrepublik wieder gegründet. 1973 gründete Linnemann den „Club junger Hausfrauen“, der sich als voller Erfolg herausstellte.

Schon 1961 war die AG Frauen von 12 Frauen aus verschiedenen Vereinen und Organisationen gegründet worden. Ziel war das gegenseitige Kennenlernen und die Vernetzung untereinander.
1976 bis 1999 übernahm Ute Linnemann den Vorsitz in der AG Frauen. Nachfolgerinnen waren Ulrieke Schulze, Heidi Bierbaum, Imina Ibrügger, Sabine Hauptmeier und Marlis Klocke. 1979 bis 2019 übernahm Linnemann auch den Vorsitz des DHB Ortsverbandes. Nach der Auflösung des Landesverbandes sollte der DHB Ortsverband aber weiter bestehen. Er wurde unter dem neuen Namen „Netzwerk Mindener Frauen e.V.“ neu gegründet und Ute Linnemann wurde wieder Vorsitzende. 2005 folgte ihr Ulrike Kolbe in der Leitung des Vereins nach.

Viele Themen wurden initiiert oder aufgegriffen. Hier einige Beispiele: die AG Frauen und der DHB unterstützten 1980 die Gründung der Verbraucherberatungsstelle Minden. 1987 ging es für die AG Frauen um die Einrichtung einer Gleichstellungsstelle in der Stadt Minden und 1992 im Kreis Minden-Lübbecke. Die Einrichtung eines Frauenhauses in Minden wurde gefordert und unterstützt. Die AG Frauen hat sich weiter politisch im Vorfeld von Wahlen unter dem Motto „Damenwahl“ mit Podiumsdiskussionen engagiert.

Im DHB wurden Lehrgänge zur Hauswirtschafterin eingerichtet, allgemein ging es um Bildungsgleichheit für Mädchen. Die Aktion „Kind im Krankenhaus“ erreichte, dass ein erkranktes Kind im Krankenhaus von einem Elternteil begleitet werden kann. Es ist heute unvorstellbar, dass es einmal anders war.

Linnemann beendete ihre Rede mit einem Aufruf zu Solidarität und Miteinander für die Zukunft: „Nur gemeinsam können wir die gesetzten Ziele erreichen. Dazu müssen Frauen sich kennen und miteinander reden.“

Auch nach Jahrzehnten der Lobbyarbeit für Frauen sind noch viele Ziele offen: berufliche Gleichstellung für Frauen, Vereinbarkeit von Beruf und Familie, eine sichere Altersvorsorge oder bessere Wertschätzung für die Arbeit von Frauen in der Pflege. In den nächsten Jahrzehnten wird es für die AG Frauen und das Netzwerk Mindener Frauen genug zu tun geben.

Quelle: AG der Frauengruppen und engagierten Frauen im Kreis Minden-Lübbecke