• Lübbecke
  • Espelkamp
  • Rahden
  • Pr. Oldendorf
  • Hüllhorst
  • Stemwede

Binnenschiffer – fest verankert im Eis

Kreis Minden-Lübbecke -

Seit Mittwoch ist der Mittellandkanal für die Schifffahrt gesperrt. Inzwischen ist die Wasserstraße zu Eis erstarrt. Dennoch ein gefährliches Unterfangen für Spaziergänger, die jetzt die Wasserstraße überqueren wollen. Wie Binnenschiffer Freddy Kern berichtet, sind schon Jugendliche über den zugefrorenen Kanal gelaufen. „Die wollten wohl den Mädchen imponieren“, schmunzelt der Familienvater. Die Wasserschutzpolizei rät dringend, das Eis auf dem Mittellandkanal niemals zu betreten. Wer es dennoch riskiert und einbricht, setzt sein Leben auf Spiel.

Der Mittellandkanal ist mit 324,4 Kilometer die längste künstliche Wasserstraße in Deutschland. Er ist in Deutschland die wichtigste Ost-West-Wasserstraße. Er verbindet den Dortmund-Ems-Kanal mit der Elbe und dem Elbe-Havel-Kanal. Im weiteren Sinne ist er Teil einer Verbindung zwischen den Flüssen Rhein und Oder. Im Westen wird die Verbindung zum Rhein über Dortmund-Ems-Kanal und Rhein-Herne-Kanal oder Wesel-Datteln-Kanal hergestellt. Im Osten verbinden Elbe-Havel-Kanal, Untere Havel-Wasserstraße und Havel-Oder-Wasserstraße den Mittellandkanal mit der Oder. In europäischer Dimension ermöglicht er eine Verbindung zwischen den Niederlanden, Belgien, Luxemburg, Frankreich und der Schweiz auf der einen mit Polen und Tschechien auf der anderen Seite. Wegen der anhaltend frostigen Temperaturen ist der Mittellandkanal nun komplett für die Schifffahrt gesperrt worden. Zwischen Magdeburg und Bergeshövede können keine Schiffe mehr fahren, teilte ein Sprecher der Wasser- und Schifffahrtsdirektion Minden mit.

Für Binnenschiffer Freddy Kern (53) aus Magdeburg bedeutet das einen unfreiwilligen Stopp von mindestens zehn Tagen. Die Nachricht erreichte den Vollblutschiffer und Familienvater über Funk kurz vor Bad Essen. Jetzt wartet der Binnenschiffer, der mit 1500 Tonnen Kohlenwasserstoff unterwegs ist (ungefähr 50 LKW-Ladungen),  an der Kaimauer im Hafen von Bad Essen auf seine Weiterfahrt.

Die Reederei aus Bremen, für die Freddy Kern tätig ist, macht durch diesen unfreiwilligen Stopp einen Verlust von 1.500 Euro pro Tag. Erst wenn die Wasserstraße in Richtung Lübbecke, Minden, Magdeburg von Eisbrechern wieder „freigepflügt“ ist, kann Freddy Kern, der mit einem Kollegen unterwegs ist, seine Fahrt mit dem 100 Meter langen Binnenschiff „Dettmer Tank 50“ fortsetzen. Freddy Kern hat die Binnenschifffahrt von der Pike an gelernt. Nach einer Lehre von zwei Jahren hat er es bis zum Schiffsführer gebracht und ist bis zu 18 Stunden pro Tag im Einsatz.

Dieses Wochenende gehört aber dennoch seiner Familie. Dann geht es mit der Bahn nach Magdeburg, wo Frau, Kinder und Enkelkinder schon sehnsüchtig auf ihren Freddy warten. Am Montag kehrt der Binnenschiffer dann zu seinem Schiff zurück und hofft mit seinem Kollegen auf Tauwetter. (Text und Fotos: Presse-BILD-Agentur Martin Kemper)